von Hans Magnus Enzensberger (verstorben am 24. November 2022), erschienen in der „wir selbst“-Ausgabe „Globalisierung“, 3-4/1998
Eine ungeheure, weltumspannende Industrie hat dafür gesorgt, daß wir mit der Produktion von Kultur aus allen Zonen der Erde in nie dagewesener Fülle gesegnet, um nicht zu sagen bombardiert werden. Genauso wie in den Supermärkten aller Metropolen exotische Früchte und Gewürze Einzug gehalten haben; genauso wie man in Zürich oder Kapstadt, in San Francisco oder Stockholm vietnamesisch oder mexikanisch, italienisch oder chinesisch, französisch oder indisch essen kann, streut auch der kulturelle Weltmarkt ein scheinbar bodenloses Füllhorn vor uns aus, dergestalt, daß oft das Angebot die Nachfrage zu übertreffen droht. Die Konzertagenturen trumpfen mit Orchestern und Solisten aus aller Welt auf, Kunstausstellungen wandern über die Kontinente, es jagen einander Festivals und Symposien aller Art. Die Frankfurter Buchmesse beweist Jahr für Jahr, daß das literarische Import-Export-Geschäft Zuwachsraten aufweist, von denen andere Branchen nur träumen können. So gesehen erscheint die Globalisierung der Kultur als unaufhaltsamer, quasi naturwüchsiger Prozeß, der ganz unabhängig von den Wünschen der Urheber fortschreitet und keine Unterstützung braucht: Er läuft von selbst.
Der Begriff „Metapolitik“ verbindet sich – zumindest im Zusammenhang mit systemverändernden, revolutionären Bewegungen – mit dem Namen des italienischen Kommunisten Antonio Gramsci (1891-1937). Gramsci beschäftigte sich in den 1920er Jahren mit der Frage, warum es nach dem Ende des Ersten Weltkrieges in Italien keine sozialistische Revolution nach dem Vorbild Russlands gegeben hatte, obwohl die ökonomischen Verhältnisse im Sinne des klassischen Marxismus-Leninismus für einen solchen Umsturz reif gewesen wären. Stattdessen übernahm der Faschismus die Macht in Italien und machte Gramsci zum politischen Gefangenen. Seine Überlegungen führten Gramsci zu dem Schluss, dass nicht nur – im Sinne von Karl Marx – das wirtschaftliche Sein das politische Bewusstsein bestimmt. Der ideelle „Überbau“ muss stattdessen nach Gramsci schon vor einer politischen Revolution durch eine „Kulturrevolution“ im Sinne der Revolutionäre gestaltet werden, damit erstere erfolgreich sein kann. Zu diesem Zweck müssen in einem langfristigen Prozess solange „metapolitische“, wörtlich also überpolitische, in heutiger Sprechweise „weiche“ Themen öffentlich propagandistisch angesprochen werden, bis die revolutionäre Ideologie in den Köpfen der Menschen eine Hegemonialstellung errungen hat
Antonio Gramsci (1891-1937)
Gramscis Ideen wurden in den 1980er Jahren von Alain de Benoist aufgenommen und zu einem zentralen Gedanken der Neuen Rechten (nouvelle droite) erklärt. Durch de Benoists Buch „Kulturrevolution von rechts“ (1984) hat diese Vorstellung auch das Denken und Handeln deutschsprachiger Rechter wesentlich beeinflusst und tut dies bis heute. Der Begriff „Metapolitik“ ist in rechten Diskussionen über eine mögliche politische Wende allgegenwärtig. In diesem Essay werde ich Gramscis und de Benoists Vorstellungen in dem Sinne kritisieren, dass sie gerade in der gegenwärtigen Situation zu einer Falle werden können, die praktische Verbesserungen verhindern, anstatt sie zu befördern.
Wiederkehr der Geopolitik und die deutschen Interessen – neue wir selbst-Druckausgabe
Das Hauptthema der aktuellen Ausgabe ist: „Die Wiederkehr der Geopolitik und die deutschen Interessen“. In einem Exklusivbeitrag analysiert Generalmajor Schultze-Rhonhof die deutsche Strategie im Ukraine-Krieg und kommt zu einem vernichtenden Urteil über die gesamte Sicherheitspolitik des Westens. Der General plädiert für einen schnellstmöglichen Interessenausgleich der beiden Kriegsparteien und zugleich für eine Lösung Deutschlands aus seinen teuren und kriegsriskanten Bündnispflichten.
Herbert Ammon untersucht in einem kenntnisreichen Artikel die Aktualität des Begriffs „Geopolitik“ für die heutige Politik, indem er einen weiten geistes- und realgeschichtlichen Überblick von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart präsentiert.
Prof. Dr. Felix Dirsch widmet sich in seinem großen Beitrag der älteren Tradition der deutschen Geopolitik und kommt zu einem ambivalenten Urteil über diese Disziplin und ihre Vertreter. Prof Dirsch zeigt in seinem faszinierenden Überblick, wie sich aus der früheren, jedem politisch Verantwortlichen bewußten Verbindung von Territorialität, Volk und Staat heute in Deutschland eine verhängnisvolle Manie der Dekonstruktion und der Auflösung dieser so überlebenswichtigen Zusammenhänge entwickelt hat.
Die Lehre der Geopolitik wurde zu einer Zeit formuliert, als Eisenbahnen und Telegraphen begannen, die Gegebenheiten des Raumes zu überschreiten. Zugleich ermöglichten diese Errungenschaften, die Welt als einheitlichen Welt-Raum erfahrbar zu machen. Die Geopolitik konnte nicht früher entstehen, da es erst diese technischen Möglichkeiten erlaubten, sich über die Begrenzungen des Raumes hinwegzusetzen und die Machtmittel bereitstellten, um Räume politisch zu durchdringen. Die geographische Bedingtheit politischen Handelns konnte erst zu einem Zeitpunkt begriffen werden, als man von diesen nicht mehr beherrscht wurde, sondern durch die materiellen Mittel eine geistige Freiheit erlangt war, um diese zu beherrschen. Mit anderen Worten: die Räumlichkeit als das politische Handeln bestimmende, zwingende Größe ließ sich nur deshalb erkennen, weil diese ihre ursprünglich zwingende Gewalt verloren hatte. „Die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug“ (Hegel), also wenn der Bildungsprozeß der Wirklichkeit sich vollendet hat und diese damit für den denkenden Menschen begreifbar wird, da er nun nicht mehr in diesen Prozeß hineinverwickelt und befangen ist, sondern dieser über oder neben den Dingen steht und diese dadurch verstehen kann. So wie die Völkerkunde oder die Ökologie sich erst dann als Wissenschaften konstituierten, als das Vorhandensein ihres Gegenstandes nicht mehr selbstverständlich gegeben war, sondern problematisch geworden ist, weshalb man sich zu fragen beginnt, was dieser Gegenstand eigentlich ist, so konnte der geopolitische Raum nur deshalb zu einem Gegenstand wissenschaftlichen Fragens werden, weil sich dessen absolut determinierende Gewalt sich zu einem bloßen Einflußfaktor abgeschwächt hatte. Die Technik überwindet den Raum. Je weiter die Technisierung der Welt voranschreitet, desto mehr schwindet die politische Bedeutung des Raumhaften.
Die deutschen Hypermoralisten: Müssen wir die ganze Welt bekehren?
Sterben für Uigur
„Sterben für Danzig? fragten französische Zeitungen 1939 skeptisch, als das Deutsche Reich sich die alte Stadt Danzig wieder angliederte. Durch das Versailler Diktat war sie ihrem Mutterland gegen den Willen seiner Bewohner entrissen worden.
Sterben für Uigur? Manche deutschen Fundamentalisten würden das offenbar in Kauf nehmen. Der Grüne Bütikofer und A. Baerbock werden nicht müde, vom Reich der Mitte „Einhaltung der Menschenrechte“ zu fordern, oder jedenfalls, was die Grünen darunter verstehen.
Nach neuen Enthüllungen über Menschenrechtsverletzungen gegenüber den Uiguren hat Außenministerin Annalena Baerbock von Peking transparente Aufklärung verlangt. Der Grünen-Europaabgeordnete Reinhard Bütikofer forderte im Dlf, wirtschaftliche Interessen klar zu reduzieren. Deutsche Firmen wie BASF oder VW sollten sich aus China zurückziehen.Deutschlandfunk 25.5.2022
Wie ein Wirtschaftskrieg sich für uns einfache Bürger anfühlt, weiß inzwischen jeder, und solche Kriege sind nur zu häufig Vorboten eines militärischen Konflikts. Die Lasten solcher Konflikte tragen freilich Figuren wie Bütikofer und Baerbock nicht persönlich. Marschieren dürfen dann andere. Das ist im 21. Jahrhundert nicht anders im 11., als Papst Urban 1095 die Christen zur Eroberung Jerusalems aufrief, denn: „Gott will es!“
Auch heute sind es ideologische Imperative, die westliche Aufbruchsstimmung erzeugen sollen: „Die Moral“, „die Menschenrechte“, und „die Freiheit“ sollen global allen Menschen dargebracht werden, ob sie diese nun wollen oder nicht. Diese Menschenrechte sind als Individualrechte konzipiert. Aus Sicht ihrer Prinzipien gibt es eigentlich nur Individuen:
Königsberg in Ostpreußen: Deutschland und Rußland verzahnen! Eine Friedensutopie.
Meine Überlegungen gehen zurück auf Gedanken und Erfahrungen während einer Reise im Juni 2015 nach Nordostpreußen, in den „Oblast Kaliningrad“ – meiner dritten insgesamt in den letzten zwanzig Jahren. In diesem Land jahrhundertelanger Zusammenarbeit Deutschlands und Rußlands, im Land Immanuel Kants, des größten Friedens- und Ethikdenkers der Menschheit, in diesem von Krieg und Vertreibung, von Faschismus, Stalinismus, neostalinistischer Stagnation und neokapitalistischem Fortschritt zerstörten und dennoch großartigen Land stellt sich – zumal angesichts eines neuen Kalten oder vielleicht sogar Heißen Krieges und der Gefahr kriegerischer Auseinandersetzungen auch außerhalb der Ukraine – mit äußerster Schärfe und Aktualität die Frage nach Auswegen und Alternativen sowohl zum Status Quo als auch zum drohenden Katastrophenszenario langandauernder neuer Eiszeiten und Kriegsperioden in Europa. Ich erhebe dabei lediglich eine einzige ultimative Forderung, nämlich die, sich der Diskussion zu stellen und meine Vorschläge unvoreingenommen zu prüfen. Die Konzeption, die ich in die Debatte einbringe, ist mithin offen für kritische Einwendungen, Ergänzungen und Verbesserungen.
Tag der Deutschen Einheit vor 32 Jahren: alte Mythen – neue Kämpfe
Zur Neuvereinigung vor 32 Jahren erschien eine „wir selbst“-Ausgabe mit vielen namhaften Autoren, die ihren Gedanken und ihrer Freude zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten Ausdruck verliehen. Ein zeitgeschichtliches Dokument, das die Gefühlslage, die Freude, die Ängste, die Hoffnungen in dieser echten Wendezeit widerspiegelt.
Herbert Ammon: Ich erlebe noch einmal den Tanz auf der Mauer, Peter Brandt: Soziale Konvulsionen und Identitätsveränderungen der Deutschen. Bernhard Friedmann: Thema Wiedervereinigung – lange Zeit vergessen. Friedrich Karl Fromme: Den Deutschen in der Bundesrepublik ist das Nationalgefühl verlorengegangen. Herbert Gruhl: Es geschehen noch Wunder. Heinz Gruber: Entzetzlich beschämender Hickhack. Walburga von Habsburg: Ende des Systems von Jalta und Potsdam – Arbeit für ein christliches, freies Großeuropa. Werner Haverbeck: Ich erwarte, daß die Deutschen nun endlich sich selbst und ihr Schicksal in die Hand nehmen. Gerd-Klaus Kaltenbrunner: „…daß in den beiden Tyranneien unzählige Menschen für ein besseres, ein erneuertes, ein dem Geiste verschworenes Deutschland bis zum Martyrium gelitten haben…“ Hartmut Koschyk: Meine Empfindungen anläßlich der gewonnenen Einheit West- und Mitteldeutschlands. Detlef Kühn: „Die Deutschen in der DDR haben unter das Kapitel „Teilung“ einen dicken Schlußstrich gezogen“. Reiner Kunze: Gedanken zur Einheit! Generalmajor Löser: Nachdenkliches über Deutschland. Andreas Mölzer aus Österreich: „Das ganze deutsche Volk?“ Dieter Stein (JF): Worum es jetzt in dem neuen Deutschland geht: Solidarität und Selbstbehauptung. Reiner Zitelmann: Unbequeme Fragen! Theo Homann: Platonisches Deutschland oder: Wer hat Angst vor der Idee? Henning Eichberg: Von alten Mythen zu befreiten Zonen. Baldur Springmann: Die zweifache Heimat in Holstein und Mecklenburg.
Das Buch „Revolte gegen die moderne Welt“ (Rivolta contro il mondo moderno) gilt als das Hauptwerk des italienischen Philosophen Julius Evola (1898-1974) und als eine der maßgebenden Schriften der Denkschule des Traditionalismus. Evola beschreibt in diesem Werk 6000 Jahre menschlicher Kultur- und Religionsgeschichte als Prozess eines stetigen Abstieges und wachsender Entfremdung des Menschen, der vom legendären „Goldenen Zeitalter“ bis in das „Finstere Zeitalter“ (Sanskrit: kali-yuga) unserer Gegenwart führt. Anders, als es der kämpferische Titel suggeriert, fordert Evola als Konsequenz keine Revolution im politischen Sinne, sondern vielmehr (in der rivolta wie auch in späteren Schriften) eine aufrechte Haltung traditionalistisch eingestellter Menschen angesichts des sie umgebenden Verfalls. Dem italienischen Faschismus stand Evola skeptisch gegenüber, obwohl sich eine gewisse Nähe kaum leugnen lässt. Dennoch stehen Autor und Werk bis heute emblematisch für eine „rechte“ Lebenseinstellung.
In diesem Essay soll aufgezeigt werden, dass sich unter der Überschrift „Revolte gegen die moderne Welt“ eine in sich höchst widersprüchliche Vielfalt von Entwicklungen unserer Gegenwart gedanklich zusammenfassen lässt. Daraus wird sich die Frage ergeben, wie sich ein positiv verstandener antimoderner Konservatismus von Strömungen abgrenzen kann, die zwar ebenfalls antimodern, aber gleichzeitig hochgradig destruktiv sind.
Gegen Ende des zweiten Semesters 1966 hatte ich in Leipzig meine erste Stasi-Vernehmung in der Eigenschaft als Vorsitzender des FDJ-Studentenklubs unseres Instituts für Kunsterziehung. Auf zwei Plakaten hatte ich einen Lyrikabend unter dem ironischen Titel WIR BIN DIE ZUKUNFT angezettelt. Diese Überschrift war eine Verszeile des Magdeburger Dompredigersohnes Odwin Quast, der an unserer Lesung teilnahm, aber nicht Kunsterziehung, sondern ebenfalls im 1. Studienjahr Musikerziehung/Germanistik studierte. Im Untertitel hatte ich hinzugefügt:
„unzensierte Lyrik – von uns, mit uns, über uns.“
Das Plakat lockte fast alle Studenten und zwei Dozenten an, und zwar ausgerechnet den ollen Schrift-Dozenten und einen jungen, den ich noch nicht kannte. Er gehörte zur Fraktion der Philosophen und war im SED-Parteivorstand der Uni. Da wir den Lyrikabend mit einem von Kommilitoninnen gut vorbereiteten Abendessen begannen, suchte ich mit ihm das Gespräch und erfuhr, wie er heißt: Dr. Dieter Weigert. Spannend wurde es, als er offenbarte, dass er vor ein paar Jahren noch der Kommilitone von Volker Braun war. Am Ende kam sogar heraus, dass er vor seiner Verheiratung Dünger hieß und im Vorspann von Brauns ersten Gedichtband „Provokation für mich“ erwähnt wurde:
„Die Liebesgedichte für Susanne M. in Flensburg idealisieren die schwache Liebe meines Freundes Dieter Dünger aus Erfurt, den im harten Alter von 22 die Entfernung anfocht.“
Es lasen insgesamt vier Kommilitonen eigene Gedichte: Friederike Techel, Frank Heine, Odwin Quast und ich. Da ich zuvor einleitend erklärt hatte, dass der Untertitel „unzensierte Lyrik“ bedeute, dass über die Gedichte diskutiert werden dürfe, nahmen die Studenten beiderlei Geschlechts davon regen Gebrauch. Es wurde freilich auch reger Beifall gespendet und die beiden Dozenten klatschten emsig mit.
Das schreibt kein geringerer als Ray Dalio, einer der reichsten Männer der Erde und Inhaber des größten Hedgefonds. Auf Wikipedia lese ich, er sei auch Philantrop.
Für einen Philantropen klingt seine Aussage etwas erstaunlich, aber der Großkapitalist läßt keinen Zweifel, daran, daß er Bürgerkrieg fürchtet und verabscheut.
Bürgerkriege sind unglaublich brutal, weil bis zum Tod gekämpft wird. Jeder wird zum Extremisten, weil er sich auf eine Seite schlagen und kämpfen muß – und Gemäßigte ziehen in Messerstechereien gern den kürzeren.Ray Dalio, Weltordnung im Wandel, Vom Aufstieg und Fall von Nationen, 2022, S.240.
Ray Dalio, Weltordnung im Wandel, Vom Aufstieg und Fall von Nationen
Unter „Der Niedergang des Imperiums“ habe ich sein Buch und seine zyklische Geschichtstheorie ausführlich vorgestellt. Danach machen alle Länder Phasen des Aufstiegs, der größten Macht und des Niedergangs durch. Diesen können wir ablesen an Dekadenz, hoher Staatsverschuldung, dem Drucken inflationärer Geldmengen und inneren Konflikten durch die sich öffnende Schere zwischen Arm und Reich. Die Gesellschaft zerfällt entlang vielerlei Bruchlinien. Dieser Phase, der fünften nach Dalio, folgt die sechste, in der sich der Konflikstoff schon häufig in einem Bürgerkrieg entladen hat.
Diesem Szenario widmet Dalio ein großes Kapitel, dessen Inhalt jeder politisch aktive Deutsche kennen sollte. Es ist für uns relevanter als die eigentliche Absicht Dalios, seinen Lesern gute Ratschläge zu geben, wo sie ihr Vermögen rechtzeitig in Sicherheit bringen („In Europa bekommen Sie Ihr Kapital derzeit angesichts negativer nominaler Zinsen vermutlich nie zurück,“ S.298). So reich sind wir nicht. Aber vielleicht können wir ja unsere Haut retten, am liebsten sogar unser Volk.
Aus Dalios Analysen der Untergangsszenarien vergangener Länder können wir dafür wesentliche Prognosen ableiten. Der ewig verschlafene deutsche Michel ist nur allzu gern bereit, die uns umgebende Realität zu verdrängen. Die Staatsmedien leisten dabei gern Einschlafhilfe. Von Dalio sollte er sich aber wecken lassen:
Bürgerkriege sind unvermeidlich. Statt also anzunehmen, daß das »bei uns schon nicht passieren wird«, wie es die meisten Menschen in den meisten Ländern tun, wenn genug Zeit ohne Bürgerkrieg verstrichen ist, sollte man besser auf der Hut sein und auf die Anzeichen dafür achten, wie lange er noch auf sich warten läßt.Ray Dalio, Weltordnung im Wandel, Vom Aufstieg und Fall von Nationen, 2022, S.232.