Brigadegeneral a.D. Reinhard Uhle-Wettler: Die USA planvoll auf dem Vormarsch – Europa darf nicht zum Spielball US-amerikanischer Weltmachtinteressen werden!

von Brigadegeneral a.D. Reinhard Uhle-Wettler

Die USA planvoll auf dem Vormarsch – Europa darf nicht zum Spielball US-amerikanischer Weltmachtinteressen werden!

Im Jahre 1917 sind die USA mit über einer Million Soldaten über den Atlantik nach Europa gekommen und haben den Ersten Weltkrieg gegen Deutschland entschieden, obwohl sie gar nicht angegriffen war. Dies wiederholte sich im 2. Weltkrieg. Die Niederlage Deutschlands beförderte die USA zur europäischen Macht. Der nun in Gang kommende 3. Weltkrieg ist als ein Krieg zwischen den USA und der eurasischen Großmacht Russland zu deuten.

Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Verwalter der ehemaligen Sowjetunion, Wladimir Putin, die Verantwortung für etwa 25 Millionen Russen wahrzunehmen hat, die durch den Zusammenbruch der UdSSR unter fremde Herrschaft geraten sind. Während sich also Russland aus den besetzten Gebieten vollständig und ohne einen scharfen Schuss zurückgezogen hat, sind die USA mit ihren NATO-Vasallen und Raketen nachgerückt, ohne auch nur einen einzigen Vorschlag für die Einleitung einer europäischen Friedensperiode zu machen. Präsident Putins Vorschlag für eine Freihandelszone von Lissabon bis Wladiwostok stand der amerikanischen One-World-Politik entgegen und wurde nicht ernsthaft diskutiert. Stattdessen zündelten die USA in Georgien, Syrien, dem Irak, Libyen und Tunis, unterstützten den Staatsstreich in der Ukraine zur Ablösung des russlandfreundlichen Staatschefs und Etablierung einer westlich ausgerichteten Regierung. Sie rüsteten die Ukraine sodann mit Waffen, Beratern, Ausbildern und Unsummen von Geldern und Krediten auf, um sie aus dem russischen Einfluss herauszulösen und das Schwarze Meer für westliche Flotten zu öffnen. Darüber hinaus wurden Angebote zum Eintritt in die NATO und die Europäische Union gemacht. Das bedeutet, es wurde ein neuer eiserner Vorhang von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer errichtet. Inzwischen hat der russische Präsident mit seiner Politik des „Bis-hier-her-und-nicht-weiter!“ die Ukraine mit kriegerischen Maßnahmen überzogen, mit denen er sich gegen die amerikanischen Zumutungen wehren zu müssen glaubt. Gewaltige westliche Waffenlieferungen, Satellitenaufklärungsergebnisse sowie geheimdienstliche Unterstützung laufen parallel zu den sogenannten westlichen Sanktionen, die als Wirtschaftskrieg Russland entscheidend schwächen sollen. Dabei wird kaum ausreichend diskutiert, dass die USA damit auf lange Sicht auch die EU schädigen, die auf die eurasischen Ressourcen angewiesen ist. Dies trifft in besonderer Weise vor allem auf die Exportnation Deutschland zu.

Inzwischen wird die amerikanische Machtpolitik immer offensichtlicher: Höchste Vertreter wie Außen- und Verteidigungsminister der USA waren in Kiew, aber auch in Deutschland und haben sogar auf deutschem Boden den NATO-Verteidigungsministern gesagt (man ist versucht, zu sagen: „befohlen“), was sie tun sollen. Wie Oskar Lafontaine in der Berliner Zeitung in einem Interview festgestellt hat, benehmen sich die westlichen Politiker wie Vasallen. Wir stellen dazu fest, weder die EU noch die NATO waren bisher im Stande, eine eigene Konzeption zu entwickeln und ihr Nachdruck zu verleihen, die natürlich auch eine praktikable und gesichtswahrende Friedenslösung enthalten muss. Europa und damit auch Deutschland scheinen in existentiellen Fragen handlungsunfähig zu sein.

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Die grenzenlosen Waffenlieferungen mit dem Verweis, keine Kriegspartei zu sein, sind unsinnig und leichtfertig. Der Verlauf der Eskalation des Krieges zeigt überdeutlich, dass der Gebrauch auch der stärksten Vernichtungswaffen nicht mehr ausgeschlossen werden kann. Das nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgebaute Europa darf nicht zum Spielball US-amerikanischer Weltmachtinteressen werden. Die viele tausende Seemeilen entfernte Weltmacht bleibt auf ihrer riesigen Insel von einer erneuten Zerstörung Europas nahezu unberührt. Scharfmacher wie der unglückselige NATO-Generalsekretär Stoltenberg sind daher fehl am Platze. Niemand hat außerdem Herrn Selenskyj aufgerufen, die europäischen Werte zu verteidigen. Wir sollten ihm vielmehr klarmachen, dass er einen Stellvertreterkrieg zwischen USA und Russland führt und sein Land für eine Heroik opfert, die aufgrund der herrschenden Machtverhältnisse die Ukraine nur zerstören kann und ein friedliches Verhältnis zu seinem Nachbarn Russland für lange Zeit unmöglich macht. Grundlage notwendiger künftiger Verhandlungen können nur die vorliegenden Vereinbarungen von Minsk II sein. Hierzu bedarf es klar ausgesprochener Forderungen an die „einzige Weltmacht“ USA, sich endlich für eine Friedenslösung zu engagieren. Den russischen Präsidenten als Verbrecher zu beschimpfen, verschließt jede Tür! Und: Neutralität ist kein Verrat.

Stand Oktober 2022

Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im „Deutschland-Journal 2022“, herausgegeben von der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft e. V. (Bestelladresse: geschaeftsstelle@swg-mobil.de)

Hier finden Sie weitere wertvolle Informationen der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft: https://www.swg-mobil.de/

Wir bedanken uns bei General a.D. Uhle-Wettler und der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft für die Veröffentlichungsgenehmigung!

Brigadegeneral a.D. Reinhard Uhle-Wettler

Reinhard Uhle-Wettler wurde als Sohn eines Berufsoffiziers 1932 in Kiel geboren und wuchs in Jena auf. Nach dem Abitur 1953 ging er zunächst zur Handelsmarine. Von 1955 bis 1956 war er beim Bundesgrenzschutz tätig. Während seiner militärischen Laufbahn wurde er u. a. ab 1972 als Kommandeur beim Fallschirmjägerbataillon 261 in Lebach, vom 1. Oktober 1982 bis 30. September 1985 als Kommandeur der Panzerbrigade 12 in Amberg, im Bundesministerium der Verteidigung und zuletzt als stellvertretender Kommandeur der 1. Luftlandedivision in Bruchsal verwendet. Sein letzter Dienstgrad war der eines Brigadegenerals. Daneben war er als Mitarbeiter militärischer Fachzeitschriften und der US-Militärenzyklopädie tätig. Von 1995 an führte der pensionierte General als Vorsitzender die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft zu Hamburg (SWG). Er veröffentlichte zahlreiche Artikel zu Gegenwartsfragen in politischen Zeitschriften.

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