CATO – Schwerpunktthema „Krieg und Frieden“: eine Zeitschriftenkritik

von Werner Olles

CATO – Schwerpunktthema „Krieg und Frieden“: eine Zeitschriftenkritik

Die aktuelle Ausgabe (Nr. 3, April/Mai 2022) von CATO, dem „Magazin für Sachlichkeit“ hat Schwerpunktthema „Krieg und Frieden“ gewählt. Mit dem Text „Am 4. August 1914“ des am 7. Februar verstorbenen Frankfurter Privatgelehrten und Carl Schmitt-Exegeten Günter Maschke, den er kurz vor seinem Tod exklusiv für CATO geschrieben hatte, präsentiert die Zeitschrift ihren Lesern einen Einblick in das Denken dieses außergewöhnlichen Intellektuellen. Maschke bezeichnet den Ersten Weltkrieg als „Ur-Katastrophe des 20. Jahrhunderts“, die sich speziell in den Folgen und den aus dem Krieg gezogenen Folgerungen äußerte: „die Auflösung der bürgerlichen Sekurität und die Diskriminierung des Krieges, die den Unterlegenen zum Verbrecher machte, so daß der Frieden unauffindbar wurde.“

Frieden lasse sich jedoch nur schließen mit einem Feind, den man anerkenne und nicht satanisiere. Von dieser Analyse ist es nicht weit zu Carl Schmitt und dessen „sich immer wieder als Wahrheit erweisenden Kritik an einer fatalen, betrügenden und sich selbst betrügenden Moderne.“ Was Maschke offen auszusprechen wagte und leider ein Tabuthema darstellt, ist, daß „im Zeichen der Humanität und Aufklärung, der Demokratisierung und des Fortschritts“ die schlimmsten Massaker stattfinden. Hatten Adorno und Horkheimer in ihrer „Dialektik der Aufklärung“ dieses Phänomen bereits beschrieben, so finde sich dies auch bei Schmitt, wenngleich „einigermaßen handfester und lebensnäher.“ Er thematisiert auch das Dilemma Europas als „eine Ansammlung von Staaten in voller Dekadenz“, die pro-europäischen Phrasen urbaner, degenerierter Intellektueller reichten nicht aus für ein europäisches Wir-Bewußtsein: „Was verbindet einen Sizilianer mit einem Lappo-Finnen? Sein Fazit: „Wie auch immer – der Untergang des Abendlandes hat am 4. August 1914 stattgefunden.“

Über „die Kluft aus Mißtrauen und Mißverstehen, die Rußland und den Westen seit Generationen trennt“ schreibt der Rußland-Kenner Thomas Fasbender in seinem Beitrag „Putinkritische Patrioten“. Den teuren Dollar und die zahlreichen Sanktionen sähen junge Russen als Chance, sie verfolgten internationale Medien, nicht einmal Facebook, Instagram und die BBC seien flächendeckend blockiert. Prowestliche, liberale Demokraten trifft der Autor kaum, die meisten der jungen Leute verstehen sich als putinkritische Patrioten, Gegner des Krieges, jedoch zugleich stolz darauf, daß Rußland sich von nichts und niemandem dominieren lasse, ganz sicher nicht von den USA, der Nato und dem globalen Westen. Vor allem halte die seit 1999 bestehende Putin-Mehrheit, es herrsche keine Regime-Change-Stimmung, und den Westen sehe man als „geopolitischen Player mit knallharten Interessen: Einfluß, Macht, Geld.“ Zu den Leidtragenden zählt der Autor hingegen Deutschland – politisch, wirtschaftlich und kulturell.

Weitere Beiträge befassen sich mit „Macht und Moral“ (Karlheinz Weissman), den „Wurzeln der Eugenik“ (Paul Cullen) und der „Störung des Geschwätzes“ (Till Kinzel).

Kontakt: CATO Verlag. Fasanenstr. 4, 10623 Berlin. Das Einzelheft kostet 15,20 Euro, das Jahresabo 79 Euro. http://www.cato-magazin.de

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Werner Olles

Werner Olles

Werner Olles, Jahrgang 1942, war bis Anfang der 1980er Jahre in verschiedenen Organisationen der Neuen Linken (SDS, Rote Panther, Jusos) politisch aktiv. Nach grundsätzlichen Differenzen mit der Linken Konversion zum Konservativismus und traditionalistischen Katholizismus sowie rege publizistische Tätigkeit in Zeitungen und Zeitschriften dieses Spektrums. Bis zu seiner Pensionierung Angestellter in der Bibliothek einer Fachhochschule, seither freier Publizist.

Autor der Bücher:

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Grenzgänger des Geistes. Vergessene, verkannte und verfemte Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

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Feindberührungen – Wider den linken Totalitarismus!

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