Ex-Pink Floyd-Musiker Roger Waters im Visier von BRD-Cancel Culture: Freiheit der Kunst unter Beschuß

von Gerald Haertel

Ex-Pink Floyd-Musiker Roger Waters im Visier von BRD-Cancel Culture: Freiheit der Kunst unter Beschuß

Roger Waters, berühmter Gründer und ehemaliger Bassist von Pink Floyd sowie Komponist des legendären Albums „The Wall“, soll, wenn es nach den demokratischen und antifaschistischen Gralshütern der Stadt Frankfurt und dem Land Hessen geht, nicht am 29. Mai in der Mainmetropole auftreten.

Als Begründung muß seine Kritik an der israelischen Palästinenserpolitik, seine differenzierte Haltung zum Ukraine-Krieg und zum Status der Krim sowie seine Haltung zur Taiwanfrage herhalten. Die staatlich und nichtstaatlichen Verbotsbefürworter denunzieren ihn, der nicht in Schwarz-WeißKategorien denkt, „als reichweitenstärksten Antisemiten und Putin-Troll der Welt“, dem man keine Bühne hierzulande mehr bieten dürfte.

Besonders Uwe Becker (CDU) als „Antisemitismusbeauftragter des Landes Hessens“ und die antifaschistische Betriebsnudel Jutta von Ditfurth, linke Stadtverordnete der Bankenstadt, haben den geplanten Auftritt von Roger Waters in der städtischen Messehalle scharf ins Visier genommen und trotz ausverkauftem Konzert mit 6.000 Tickets ein Verbot gefordert.

Derweil haben auf der offenen Kampagnen-Plattform https://www.change.org/p/let-pink-floyd-s-roger-waters-perform-in-frankfurt-germany Schauspieler und Musiker eine Petition unter dem Motto „Let Pink Floyd’s Roger Water perform in Frankfurt“ auf den Weg gebracht, die mittlerweile von mehr als 7.000 Personen, unter ihnen so weltberühmte Musiker wie Peter Gabriel und Eric Clapton, unterzeichnet wurde. Sie halten Waters Kritik an Israel für legitim, die rein gar nichts mit „Antisemitismus“ zu tun hätte und auch seine Positionen zu Rußland und China seien von dem legitimen Recht auf Meinungsfreiheit gedeckt. Eine Konzert-Absage wäre ein weiterer „Abbau demokratischer Rechte in Deutschland“ sowie ein erneuter Höhepunkt „Political Correctness“ in der BRD, die sich immerhin als Hort von Demokratie und Meinungsfreiheit verstünde.

Roger Waters, der am 21. Juli 1990 anläßlich des Mauerfalls eine spektakuläre Inszenierung von seinem Meisterwerk „The Wall“ auf dem Potsdamer Platz im wiedervereinigten Berlin organisierte, fühlt sich persönlich beleidigt, als „Judenhasser“ tituliert zu werden. Sein ganzes Leben habe er versucht, Religion und Staat voneinander zu trennen, seine Kritik an Israel beziehe sich ausschließlich auf deren Palästinenserpolitik. Auch der bekannte Konzertveranstalter Marek Lieberberg, selbst jüdischen Glaubens, kritisierte die Kampagnen gegen Waters. Er teile zwar nicht die Meinung des Musikers, aber sein Recht auf Meinungsfreiheit dürfe nicht infrage gestellt werden. Das Werk von Roger Waters sei, so Lieberberg, weder antisemitisch noch antijüdisch, der gesamte Kanon von ihm und Pink Floyd sei und bleibe genial und einzigartig.

Während man also in Deutschland ein weiteres Verbotsinszenario auf den Weg bringen möchte, startete vor wenigen Tagen, am 17. März, der 79jährige Roger Waters seine Europatournee in Lissabon, die zugleich den Auftakt seiner Abschiedstournee von den Musikbühnen dieser Welt bildet. Wie das Magazin „Rolling Stone“ zu berichten wußte, wurde der Auftritt sowohl von der portugiesischen als auch von der britischen Presse in den höchsten Tönen gelobt, in den ersten Nachrichten ist von einer „erhabenen Darstellung“ die Rede, bei deren Betrachtung sich das ganze Getöse im Vorfeld in nichts auflösen würde.

Schauen wir mal, ob sich in Deutschland trotz der vielen Aufwallungen das sattsam bekannte Getöse legt und die Freiheit der Kunst zu ihrem Recht kommt, die in Artikel 5 Abs. 3 GG festgeschrieben ist.

Ich persönlich bin da eher skeptisch.

Fotos: ©Hajo D., Roger Waters-Tour „This Not A Drill“, Vancouver, September 2022

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Gerald Haertel und seine Frau Andrea

Gerald Haertel

Gerald Haertel ist 65 Jahre alt, gelernter Verlagsbuchhändler, war 33 Jahre in der Musikbranche tätig, u.a. bei Firmen Ariola und Virgin-Records. Lebt in Süddeutschland.

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