Zeitschriftenkritik: CATO – Der Kulturkampf zwischen Ost und West

von Werner Olles

Zeitschriftenkritik: CATO – Der Kulturkampf zwischen Ost und West

„Vom Osten lernen heißt Leben lernen“ überschreibt Chefredakteur Andreas Lombard sein Editorial der aktuellen CATO-Ausgabe (No. 1, Dezember 2021/Januar 2022) und fährt fort: „Wenn der Westen sich nur einmal von außen betrachtet, würde er feststellen, daß sein Problem die Verdrängung der Wirklichkeit ist. Entschieden wehren sich die Länder Mitteleuropas gegen jene ihnen allzu vertraute linksradikale Bedrohung, die früher aus dem Osten kam und heute aus dem Westen – nur dreißig Jahre nach dem Untergang des Kommunismus.“ Václav Klaus, ehemaliger Minister- und Staatspräsident der Tschechischen Republik, bestätigt diese Einschätzung in seinem Beitrag „Unsere Souveränität ist unantastbar“, in dem er auf die Pflicht der Tschechen hinweist, das von der notorisch übergriffigen EU-Kommission unter Frau von der Leyen massiv politisch bedrohte Polen solidarisch zu unterstützen.

Tatsächlich trage der zwischen Ost und West entbrannte Kulturkampf, den man bereits als „Kulturkrieg“ bezeichnen kann, „epochale, wenn nicht heilsgeschichtliche Züge“ beginnt Lombard seine Einleitung des Schwerpunktthemas Osteuropa. Am Beispiel Ungarns schildert er eindrücklich, wie der westliche Liberalismus seit Jahrzehnten versucht, die Selbstbesinnung der Ungarn durch ein korruptes Bündnis mit den Postkommunisten zu torpedieren. Aber wie Viktor Orbán in einem Gespräch mit Fox-News-Kommentator Tucker Carlson sagte, werde dieser west-östliche Kulturkampf zu einer starken Emigration von West nach Ost führen, die nach Ungarn bereits begonnen habe, da auch westliche Bürger sich ihre traditionelle Lebensweise nicht nehmen lassen wollen. Ungarn baue eine Gesellschaft auf, die sehr erfolgreich sei: ökonomisch, politisch, kulturell, sogar demographisch. Die westlichen Liberalen könnten jedoch nicht akzeptieren, daß es innerhalb der westlichen Zivilisation eine nationale, konservative Alternative gibt, die zudem auf der Ebene des täglichen Lebens erfolgreicher sei als die liberalen Gesellschaften: „Wir sind ein Beispiel dafür, daß ein land, das auf traditionellen Werten ruht, auf nationaler Identität, auf der christlichen Tradition, erfolgreicher sein kann als eine linksliberale Regierung“.

Die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift CATO

Im Interview mit Mária Schmid, der früheren Chefberaterin Orbáns, dessen Vertraute sie immer noch ist, läßt die „Grand Dame der ungarischen Historiographie“ (Lombard) an den Deutschen der Gegenwart kein gutes Haar. Die Museumsleiterin und Hochschullehrerin spricht über die museale Gedenkstätte „Haus des Terrors“, die 2002 in Budapest eröffnet wurde und in die sie von Anbeginn involviert war. Konsequent verteidigt sie, daß sowohl Kommunismus als auch Nationalsozialismus beziehungsweise Faschismus „linke Bewegungen“ sind, und der rote Stern neben dem Pfeilkreuz der faschistischen „Pfeilkreuzler“ an der Fassade der Gedenkstätte durchaus ihre Berechtigung als Symbole eines ihnen gemeinsamen totalitären Machtwillens haben

In ihrem Essay „Wer genießt Pressefreiheit?“ beschreibt sie wie regierungsnahe Medienschaffende als „Propagandisten“ diffamiert, während diejenigen, die dem postkommunistischen Lager angehören als „objektiv“ und „unabhängig“ bezeichnet werden. Doch seien die ehemaligen Kommunisten und ihre linksliberalen Verbündeten stets der Unterstützung des Westens sicher, da sie als Globalisten und Internationalisten agierten. Die bewußt antikommunistischen, marktfreundlichen , rechten, christlichen Kräfte, welche die Tradition und nationale Identität hochhalten, gelten dagegen als „nationalistisch“. Nach Ansicht derjenigen, die an die europäische Integration glaubten und ein vereintes Europa unterstützten, müßten sie daher beseitigt werden.

Weitere interessante Beiträge befassen sich mit der Migrationskrise an der Südgrenze der USA, deren Nutznießer schwerkriminelle Kartelle sind, denen die Biden-Regierung in die Hände arbeitet (John Forte) und einem Porträt des französischen Journalisten und voraussichtlichen Präsidentschaftskandidaten Éric Zemmour, der vielen als „Rechtspopulist“ (FAZ) oder gar als „Rechtsextremist“ (NZZ) gilt, in Wahrheit jedoch ein linker Nationalist ist, der „an der Spitze der möglicherweise wirksamsten konterrevolutionären Strategie steht, die im Westen verfügbar ist“ (Nathan Pinkoski). Diese politische Tradition, die von der bonapartistischen Lösung des Problems der Herrschaft geprägt sei, bleibe eine tragfähige Tradition. Für den Traditionalismus der Linken wie auch für Zemmour selbst gelte: „Unterwerfung ist nicht sein Schicksal!“

Kontakt: CATO Verlag. Fasanenstr. 4, 10623 Berlin. Das Einzelheft kostet 15,20 Euro, das Jahresabo 79.- Euro. http://www.cato-verlag.de

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Werner Olles

Werner Olles

Werner Olles, Jahrgang 1942, war bis Anfang der 1980er Jahre in verschiedenen Organisationen der Neuen Linken (SDS, Rote Panther, Jusos) politisch aktiv. Nach grundsätzlichen Differenzen mit der Linken Konversion zum Konservativismus und traditionalistischen Katholizismus sowie rege publizistische Tätigkeit in Zeitungen und Zeitschriften dieses Spektrums. Bis zu seiner Pensionierung Angestellter in der Bibliothek einer Fachhochschule, seither freier Publizist.

Autor der Bücher:

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Grenzgänger des Geistes. Vergessene, verkannte und verfemte Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

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Feindberührungen – Wider den linken Totalitarismus!

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