Der deutsche Michel: von der Unfähigkeit zum Widerstand

von Klaus Kunze

Der deutsche Michel: von der Unfähigkeit zum Widerstand

Politische Apathie hat unser Land erfaßt. Wie Kaninchen auf die Schlange starren Millionen Deutsche entsetzt auf die Mattscheibe: Wo hat sich der Messermob heute wieder ausgetobt? Wie soll ich meine Heizkosten bezahlen? Bis wann darf ich meine Heizung benutzen?

Sie fallen von einer Ohnmacht in die andere: Alle Angstpropaganda haben sie geglaubt, den Corona-Befehlen haben sie gehorcht, die aufmarschierte Staatsmacht trieb die wenigen Mutigen zu Paaren. Bloß nicht auffallen! Bloß nicht als Quertreiber oder Extremist gelten! Sie murrten, aber sie kuschten. So gewöhnten sie sich an ihre neue Unterwürfigkeit.

2015 kam eine Million Fremder in unser Land. Inzwischen werden es immer mehr. Hilflos wie Kinder mit großen, entsetzten Augen stehen sie dumm herum, wenn in ihrem Dorf bald mehr orientalische junge Männer wohnen sollen als deutsche Einwohner. Sie verstehen die Welt nicht mehr, sie verstehen ihre SPD nicht mehr. Neben ihrem Bett könnte eine Bombe explodieren, und sie würden immer noch nichts begreifen. Und die Rechnung ihres Staates für diese Bombe, die würden sie auch noch bezahlen.

Einst hatte man vom stets verschlafenen deutschen Michel gesprochen. Lenin hatte über uns gespottet: Wenn Deutsche in einer Revolution einen Bahnhof stürmen würden, würden sie vorher noch eine Bahnsteigkarte kaufen. Zu unserer traditionellen Knechtseligkeit kommen aber strukturelle Gründe aus den Tiefen der Ideologie, mit der man uns seit Jahrzehnten täglich einseift.

Der deutsche Michel in der Gewalt der Zensur, Karikatur von Johann Richard Seel (1842)

Das liberale Extrem

Jedem sollte bei einfachem Nachdenken klar sein, daß zwischen den egoistischen Interessen des Einzelnen und allen gemeinsamen Interessen ein ausgewogenes Verhältnis bestehen sollte. Ohne den Schutz unserer gemeinsamen Rechtsordnung, ohne Schutz unserer Grenzen, ohne Schutz des Schwächeren vor der Eigenmacht des Stärkeren nützt dem Einzelnen seine persönliche Freiheit nichts. Darum muß jeder auf so viel von ihr verzichten, wie unbedingt erforderlich, den Bestand des Ganzen zu gewährleisten.

Künstler-AK Hans Kaufmann: Michel mäh‘ das Unkraut zu rechter Zeit, Bund der Deutschen in Böhmen 1894

Dieses Ganze löst sich vor unseren Augen auf wie eine Fata morgana. Unseren Staat als Hüter unserer gemeinsamen Interessen gibt es so nicht mehr. Seine Staatsgewalt wurde von innen heraus erobert und zersetzt von Kräften, die uns als Gemeinschaft niemals beherrschen könnten. Isolieren sie uns aber alle voneinander, können sie es durchaus.

Es gibt zwei gedankliche Extrempositionen: den extremen Individualismus und den extremen Kollektivismus. Der eine hatte einst Sätze formuliert wie „Du bist nichts, dein Volk ist alles!“, oder „Alle Macht der Arbeiterklasse!“ Die Gegenposition zum kollektiven Extremismus bildet der Extremismus des Individuums. Ihn hatte einst Max Stirner treffend formuliert: „Mir geht nichts über mich!“

Der Liberalismus als politische Philosophie geht grundsätzlich und ausschließlich von den Bedürfnissen und Rechten des Einzelnen aus. Er degradiert die Bedürfnisse der Allgemeinheit, wie sie sich im Staat verkörpern, zu ihm allein dienender Funktion.

Dekonstruktion des Gemeinsamen

Darum greift die liberale Philosophie alle Vorstellungen verbissen an, die im Ganzen mehr sehen als die Summe seiner Einzelteile. Den Wald „dekonstruiert“ er zu einer Ansammlung von Bäumen, das Volk zu einer zufällig irgendwo herumwuselnden Gesellschaft, die Familie zu einer beliebigen Ansammlung von Leuten, die mal gerade „Verantwortung füreinander übernehmen.“

Ohne das lebendige Bewußtsein des Zusammengehörens zu einem Ganzen ist eine Gesellschaft nicht zur Selbstverteidigung fähig (Quaternionenadler mit den Wappen der Reichsstände, Lüneburg 1587/1692, Dresden, Grünes Gewölbe).

Jede höhere Gemeinschaft, die Bindungen und Verpflichtungen für das autonome Individuum mit sich bringt, leugnet der Liberalismus und und sucht sie in ihrem Bestand zu vernichten. Die Vernichtung beginnt ideologisch in den Köpfen. Sie setzt sich, zum Beispiel bei der Familie, gesetzgeberisch und fiskalisch fort. Am Ende wird sie nur noch eine schwache Erinnerung an eine fremd gewordene Vergangenheit mehr sein.

Adam Ernst Schalck: Wie der deutsche Michel Alles wieder von sich gibt, 1849

Der Sozialismus hatte auch Gemeinschaften zum Verschwinden bringen wollen, aber zunächst nur diejenigen, die sich der staatlichen Neukollektivierung entgegenstellten. Die völlige Auflösung der zunächst noch dem Kollektiv zugedachten Macht sollte erst ein utopischer Kommunismus mit sich bringen. Diesen Zwischenschritt überspringt der Liberalismus. Für ihn ist jede Gemeinschaft nur ein störender Hemmschuh seiner individuellen Selbstverwirklichung. Jeder ist sich nur selbst der Nächste!

Gemeinschaftsblind

Der extreme Liberalismus hat uns gegenüber unseren gemeinsamen Interessen blind gemacht. Wir nehmen eine kollektive Bedrohung als solche gar nicht mehr wahr. Phantasmata halten wir für reale Gefahren – für “die Menschheit”, versteht sich, nicht für uns. Zu einem deutschen “Wir” reicht es nicht mehr. Ratten verlassen das sinkende Schiff. Ist es in Kanada nicht auch schön?

Eine bloße Gesellschaft ist unfähig zur Selbstverteidigung. Das vermag nur eine Gemeinschaft. In der Umdefinierung des deutschen Volkes von einer Gemeinschaft zu einer Gesellschaft trafen sich schon in den 1970er Jahren linksextreme und liberalextreme Positionen zu einem Amalgam: dem Linksliberalismus. Daß diese Kräfte zur Zeit eine Koalition bilden, ist kein Zufall. Sie sind Brüder im extremistischen Geiste.

Schwarz die Zukunft, Rot die Gegenwart, Golden die Vergangenheit. Deutscher Michel nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg 1919.

Den älteren Generationen vermochten sie mehrheitlich nichts anzuhaben. Wer noch aufwuchs in Liebe zu Volk, Familie und Vaterland, dem konnte man nicht das Herz aus dem Leibe reißen und durch liberale Hab- und Eigensucht ersetzen. Jahrzehnte linksliberaler Propaganda haben diese Generationen ersetzt durch andere, denen nichts wichtig erscheint als ihr persönliches Wohlergehen.

Sie vermögen sich vor den Gefährdungen ihrer individuellen Existenz nicht zu schützen, nicht zu organisieren, ihre Interessen nicht wirkungsvoll ins Spiel zu bringen. Wo protestieren die Millionen Eigenheimbesitzer, die durch enteignungsgleiche Gesetze ruiniert werden sollen? Wo demonstrieren die Millionen Deutsche, denen ihre Heimat verfremdet und in absehbarer Zeit als Heimat genommen werden wird? Ich sehe sie nirgends. Was ich nur sehe, sind in dumpfer Apathie vor der Glotze auf Anweisungen von Regierung und Staatsfernsehen brütende Einzelne.

Einstmals hatte sich Winston Churchill die Deutschen als “fett, aber impotent” gewünscht. Mit den fetten Jahren macht die heutige Regierung ein Ende. Die Deutschen werden dann nur noch mager und impotent sein. Sie bilden eine strukturlose, amorphe Masse, leicht manipulierbare Produkte jahrzehntelanger medialer Gehirnwäsche, gut steuerbar, voller semineurotischer Identitätsängste und gefügig gegenüber jeder Schnapsidee ihrer Obrigkeit.

R. Sabatky: Der deutsche Michel! Kreidelithographie,
Berlin, 1843

Das in seine Atome aufgelöste einstige Volk zerstiebt vor dem Ansturm Fremder wie “Tang nach dem Sturm, Herbstlaub im Wind” (Agnes Miegel). Sie sind unfähig geworden, sich als machtvolles Ganzes zu verstehen und ihre gemeinsamen Interessen zu vertreten: unser aller Recht auf gemeinschaftliche Existenz. Sie können Worte wie deutsch, Deutschland, Volk oder Familie oft gar nicht mehr ohne Gewissensbisse denken. In ihren Herzen ist unser Vaterland erstorben, abgetötet worden. Es sind vaterlandslose Gesellen geworden, die würdigen Nachkommen ihrer sozialistischen und linksliberalen Väter und Vorväter.

Wir sitzen mit ihnen in einem Boot. Während ein kleinerer Teil der Besatzung noch rudert, haben sie das Rudern eingestellt und lassen sich treiben. So treiben wir alle ohnmächtig und hilflos unserem Schicksal entgegen.

An der Mündung von Flüssen gelangt man aber auf hohe See.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf der stets lesenswerten Seite von Klaus Kunze: http://klauskunze.com/blog/2023/04/12/von-der-unfaehigkeit-zum-widerstand/

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Klaus Kunze, Staatsfeind Liberalismus

Soeben erschienen: die Generalabrechnung mit der Ideologie des Liberalismus von Klaus Kunze. Hier findet man die Inhaltsangabe und die Bestellmöglichkeit.

Klaus Kunze

Klaus Kunze, seit 1984 selbständiger Rechtsanwalt in Uslar, von 1970-71 Herausgeber eines Science-Fiction-Fanmagazins, von 1977 bis 1979 Korrespondent der Zeitung student in Köln, seit 1978 diverse Beiträge in genealogischen und heimatkundlichen Fachzeitschriften, seit 1989 Beiträge für politische Zeitschriften wie u. a. die Wochenzeitung JUNGE FREIHEIT

Autor der Bücher:

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7 Kommentare zu „Der deutsche Michel: von der Unfähigkeit zum Widerstand

  1. Diese Erkenntnis ist mit anderen Fakten schon etwas älter. Paul A.Weber hat eine passende Figur dazu gezeichnet…

    Mit freundlichem Gruß, Burkhard Bielski

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  2. Sehr aufbauend, lieber Herr Kunze, vor allem, was Ihre vielen Anregungen angeht, wie es besser gemacht werden kann, und Ihre vielen praktischen Beispiele, mit denen Sie vorangehen, nicht zu vergessen, die Aussicht, wie es sein könnte und sollte, die Sie auftuen. Genau solche Texte brauchen wir Deutschen als Gegengewicht zu denen, die uns als ewige potentielle Massenmörder herunterziehen. Der Deutsche verdient Prügel, nicht nur von den Vergangenheits-, sondern auch von den Gegenwartsbewältigern wie Ihnen. Nebenbei: Wo gehen Sie jeden Mondtag spazieren und schaffen damit Gemeinschaft zusammen mit all den Landsleuten, die sich gegen die Anmaßungen des Systems verwahren?

    Mit freundlichem Gruß
    Jupp Koschisnky

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    1. Lieber Herr Koschinsky, ich habe den Artikel des Herrn Kunze als Analyse begriffen und als nichts mehr. Und diese Analyse ist doch absolut treffend. Oder?

      Sicherlich kann man zu dem Schluss kommen, dass es der entsprechenden Analysen genug gibt, es mit all den theoretischen Abhandlungen nun auch einmal gut sein sollte. Die Frage lautet dann, wie wir es besser machen, der traurigen gesellschaftlichen Realität etwas Aufbauendes entgegensetzen können. Wenn Sie dazu praktikable und an der Realität orientierte Vorschläge haben, die die Menschen erreichen und für die sie sich begeistern könnten, dann bringen sie diese doch zu Papier.

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  3. Sehr aufbauend, lieber Herr Kunze, vor allem, was Ihre vielen Anregungen angeht, wie es besser gemacht werden kann, und Ihre vielen praktischen Beispiele, mit denen Sie vorangehen, nicht zu vergessen, die Aussicht, wie es sein könnte und sollte, die Sie auftuen. Genau solche Texte brauchen wir Deutschen als Gegengewicht zu denen, die uns als ewige potentielle Massenmörder herunterziehen. Der Deutsche verdient Prügel, nicht nur von den Vergangenheits-, sondern auch von den Gegenwartsbewältigern wie Ihnen. Nebenbei: Wo gehen Sie jeden Mondtag spazieren und schaffen damit Gemeinschaft zusammen mit all den Landsleuten, die sich gegen die Anmaßungen des Systems verwahren?

    Mit freundlichem Gruß
    Jupp Koschisnky

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  4. Wenn man analytisch zu dem Ergebnis kommt, daß wir, kollektiv gesehen, zu organisiertem Widerstand nicht fähig sind,
    würde man sich selbst widerlegen, indem man danach begründet, wir seien es doch.
    Das Problem besteht nicht darin, daß es keine Möglichkeiten gäbe. Es besteht darin, daß die Deutschen unfähig gemacht wurden, diese zu ergreifen. Gut gemeinte strategische Ratschläge bleiben wirkungslos, solange kein massenhafter Sinneswandel eintritt. Diesen zu verhindern, tun die ö.r.-Propagandamedien ihr Bestes.

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  5. Zum Gerede vom „Widerstand“: Dahinter steht ein fragwürdiges antifaschistisches Narrativ, daß wir Deutschen, da wir gegen Hitler zu wenig oder gar keinen Widerstand geleistet hätten, ihn nun nachzuholen hätten, natürlich in erster Linie gegen alles, was irgendwie „Rechts“ ist. So avanciert jeder Gastwirt, der ein Schild auhängt: „Rechte werden hier nicht bedient“ zum antifaschistischen Widerstandskämpfer! Nüchtern realistisch gesehen existieren in unserem jetzigen Staat für jeden Staatsbürger vielfältigste Möglichkeiten des politischen und so mit auch regierungskritischem Engagements. Da leistet dann der Bürger keinen Widerstand sondern übt nur seine Rechte aus! Augenfällig ist nun aber, daß viele Bürger selbst diese ihre Rechte kaum ausüben! Das ist erklärungsbedürftig! Aber das meint nicht: Warum leisten sie keinen Widerstand!

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