Das Eiserne Kreuz mahnt uns zu Mut und Treue: vor 210 Jahren, am 10. März 1813 gestiftet

von Stephan Ehmke

Das Eiserne Kreuz mahnt uns zu Mut und Treue

Vor 210 Jahren, am 10. März 1813, stiftete König Friedrich Wilhelm III. von Preußen den Orden des Eisernen Kreuzes. Verbunden mit seinem Aufruf „An mein Volk“ sieben Tage später, bedeutete diese Handlung den Beginn des Befreiungskrieges gegen den Tyrannen und Usurpator Napoleon I. Bonaparte.

Das Eiserne Kreuz in der Ausgabe von 1813

Am 30. Dezember 1812 hatte General Graf Yorck von Wartenburg, Befehlshaber des
preußischen Hilfskorps für Napoleon, in Tauroggen die berühmte Konvention mit dem russischen General Diebitsch geschlossen, in der er für seine Truppen die Neutralität erklärte. Dies ohne das Einverständnis des Königs von Preußen.

Johann David Ludwig von Yorck schloss, ohne Zustimmung seines Königs, Frieden mit Russland (gemalt von Gebauer)

Nach der verheerenden Niederlage der Franzosen im Feldzug gegen Rußland 1812 bereitete sich auch in Preußen die allgemeine Erhebung gegen die Fremdherrschaft vor. Im Lande waren bereits mehr oder weniger verdeckt entscheidende politische und militärische Reformen durchgeführt worden. Der zaudernde Friedrich Wilhelm III. wurde von den Protagonisten dieser Reformen – allen voran Stein, Hardenberg, Gneisenau und Scharnhorst – und nicht zuletzt von seiner mutigen Gattin, der Königin Luise, zu entscheidenden Schritten gegen Napoleon gedrängt. Yorcks Heldentat von Tauroggen hatte dem König bereits den Weg vorgezeichnet.

Friedrich Wilhelm III., König von Preußen (1770-1840)
Luise Auguste Wilhelmine, Königin von Preußen (1776-1810), Ölgemälde von Josef Maria Grassi (1802)

Die Rüstung für den Krieg begann in Ostpreußen, wo Yorck eigenmächtig die
Landesversammlung bestellte und, basierend auf dem Krümpersystem, dem Vorläufer der allgemeinen Wehrpflicht, das Volk zu den Waffen rief. Es wurde eine Landwehr von 20.000 Mann und 10.000 Reservisten aufgestellt. Erstmals wurden auch Juden zur Fahne gerufen.

Unter dem Druck der Ereignisse, begann auch der König zu handeln und Preußen von Napoleon zu lösen. Am 9. Februar 1813 wurde die Allgemeine Wehrpflicht eingeführt und in ganz Preußen Soldaten einberufen. So stand zu Kriegsbeginn eine Streitmacht von 107.000 Mann im Feldheer und 30.000 Mann Garnison- und Reservetruppen zur Verfügung.
Am 26. Februar 1813 schloß Preußen mit Rußland den Vertrag von Kalisch und legalisierte damit die Tat des Grafen Yorck. Das Bündnis gegen Napoleon war geschlossen, eine Waffenbrüderschaft entstand, aus der das Einverständnis zwischen den beiden Nationen hervorging, das später in Europa für lange Zeit Sicherheit und Frieden garantieren sollte.

Am 4. März zogen russische Truppen in das von der französischen Besatzung geräumte Berlin ein. Sechs Tage später stiftete König Friedrich Wilhelm III. das Eiserne Kreuz, dessen erstes Exemplar er seiner geliebten Gattin, der Heldenkönigin Luise (+1810), posthum verlieh. Der Stiftungstag war auch der Geburtstag der Königin.
Der Entwurf des Ordens stammte aus der Feder des berühmten Baumeisters Karl Friedrich Schinkel auf der Grundlage einer Zeichnung des Königs. In dem Auftrag an Schinkel heißt es: „Sr. Königl. Maj. haben beschlossen, für die Dauer des jetzigen Krieges eine eigenthümliche Auszeichnung des Verdienstes eintreten zu lassen. Sie soll in einem schwarzen in Silber gefaßten Kreuz aus Gußeisen bestehen, und dessen Vorderseite ganz glatt und ohne alle Inschrift bleiben, die Kehrseite aber zu oberst den Namenszug FW mit der Krone, in der Mitte drey Eichenblätter, unter die Jahreszahl 1813 enthalten. Se. Maj. haben allerhöchstselbst die anliegende Zeichnung davon entworfen, und wünschen eine sauber ausgeführte Zeichnung.“


Karl Friedrich Schinkel (1781-1841)

Die königliche Stiftungsurkunde verfügte eine „Auszeichnung des vaterländischen Verdienstes, das in dem jetzt ausbrechenden Kriege, entweder im Kampf mit dem Feinde oder außerdem im Felde oder daheim, jedoch in Beziehung auf diesen großen Kampf um Freiheit und Selbstständigkeit erworben wird“. Damit sollten erstmals alle Preußen dieselbe Auszeichnung ohne Rücksicht auf Stand, Herkunft, Dienstgrad und militärischen Rang erhalten. Mit der Stiftung des Eisernen Kreuzes sollte auch ausdrücklich die Verleihung mehrerer Kriegsorden ausgeschlossen werden und nur noch in besonderen Ausnahmefällen zulässig sein. Das Eiserne Kreuz war auch derjenige Orden, bei dem die Verleihung der höheren (ersten) Stufe die der vorherigen (zweiten) Verleihungsklasse zwingend voraussetzte.


Das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse sollten jeweils an einem Band im Knopfloch oder an der linken Brustseite getragen werden. Zur Unterscheidung der beiden Klassen wurde zur I. Klasse zusätzlich ein Brustkreuz in Form des Eisernen Kreuzes getragen. Dieses Brustkreuz war also bei der ursprünglichen Stiftung nicht selbständig die I. Klasse des Ordens, sondern nur die zusätzliche Kennzeichnung dieser Klasse.


Für das Eiserne Kreuz wurde kein neues Band geschaffen, sondern auf das in den Farben Preußens bereits vorhandene schwarze, weiß eingefaßte Band des Pour le
Mérite zurückgegriffen. Nichtkombattanten erhielten das Eiserne Kreuz nur in der zweiten Klasse und an einem weißen Band mit schwarzen Rändern. Die so entstandene endgültige Ausführung übernahm Karl Friedrich Schinkel. Das Material des Ordens war symbolträchtig. Im Gegensatz zu vielen anderen üblichen Militärorden dieser Ära wurde beim Eisernen Kreuz bewußt auf wertvolle Materialien verzichtet. Die Auszeichnung aus einfachem schwarzen, mit Silber eingefaßten Gußeisen stand für die ritterliche Pflichterfüllung und Zurückhaltung eines preußischen Soldaten.

Der preußische Staat sammelte seit dem 31. März 1813 von wohlhabenden Bürgerinnen und Adeligen Goldgeschmeide im Tausch gegen einfachen Eisenschmuck („Gold gab ich für Eisen“; „Gold zur Wehr, Eisen zur Ehr“). Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler sieht außerdem einen Bezug zum 1812 entstandenen Vaterlandslied des patriotischen Dichters Ernst Moritz Arndt, das mit den Worten beginnt: „Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte…“

Im Mittelpunkt der Symbolwelt um das Eiserne Kreuz stand die Ehefrau Friedrich Wilhelms III., Königin Luise. Seit ihrem Tod 1810 hatte sich um sie ein Mythos als vorbildliche Gattin, liebende Mutter, preußische Madonna und Märtyrerin gesponnen, an den der König mit dem Eisernen Kreuz anknüpfte. So datierte er die Stiftungsurkunde, die am 20. März 1813 in der Schlesischen privilegierten Zeitung abgedruckt wurde, auf den 10. März, Luises Geburtstag, zurück. Ihr wurde der neue Orden auch als erster verliehen, wenngleich nur posthum.

Im Befreiungskrieg wurde das Eiserne Kreuz II. Klasse 9.000 Mal verliehen, das EK I. Klasse 700 Mal. Im Zweiten Weltkrieg: II. Klasse 3 Mio., I. Klasse 300.000 Verleihungen. In den Kriegen 1870/71, 1914-18 und 1939-45 wurde das Eiserne Kreuz jeweils erneut gestiftet. Im Zweiten Weltkrieg trat das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes als höchste Tapferkeitsauszeichnung hinzu (mit den Erhöhungen Eichenlaub, Schwerter, Brillanten).

Im Jahre 2007 regte eine Initiative an, das Eiserne Kreuz angesichts des Kriegseinsatzes der Bundeswehr in Afghanistan erneut zu stiften. Sie scheiterte vor allem aufgrund der Tatsache, daß die Bundeswehr zu diesem Zeitpunkt bereits von allen wesentlichen militärischen Traditionen Preußens und Deutschlands abgeschnitten worden war. Es stellt sich aber auch die Frage, ob eine Neustiftung überhaupt dem Geist des Ordens entsprochen hätte. Schließlich war der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan (wie schon vorher auf dem Balkan) im Gegensatz zu 1813 kein Krieg zur Verteidigung und Wahrung des Rechtes und der Freiheit des eigenen Volkes und Vaterlandes, sondern ein Vasallendienst gegenüber den Großmachtinteressen der USA.


Das Eiserne Kreuz symbolisiert in besonderem Maße die traditionellen preußischen und deutschen Soldatentugenden. Die Kreuzesform deutet darauf hin, daß sich der Soldat unter Gottes Schutz stellen soll und in seinem Handeln nicht nur seinem Volk und Vaterland, sondern auch ihm gegenüber verantwortlich ist. „Gott mit uns“ stand deshalb bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges auf den Koppelschlössern aller deutschen Soldaten.

Das Eiserne Kreuz in der Bundeswehr-Ausführung


Die vier Arme des Eisernen Kreuzes symbolisieren die vier Soldatentugenden Ritterlichkeit, Tapferkeit, Treue und Kameradschaft. Hinzu treten auch die klassischen Kardinaltugende Mäßigkeit und Klugheit.


Die Tradition des Eisernen Kreuzes mahnt uns Patrioten gerade heute wieder zu Mut und Treue. Mut, die eigene Person zurückzustellen und dem herrschenden Unrecht zu widerstehen. Und hierfür auch Nachteile und vielleicht sogar Gefahren tapfer zu ertragen. Treue gegenüber unserer Geschichte, unserer Tradition und Identität, gegenüber unserem Volk und Vaterland. Sie zu verteidigen gegen diejenigen, die beides heute zerstören wollen. Leider identifiziert die russische Propaganda das Eiserne Kreuz im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg heute wieder als Synonym für Faschismus und Nationalsozialismus. Nichts ist falscher und unhistorischer als das. Es waren gerade diejenigen, die sich mutig und unter Einsatz ihres Lebens gegen die Unrechtsherrschaft des Dritten Reiches stellten, welche die Tugenden des Eisernen Kreuzes im besonderem Maße verkörperten. Allen voran sei Claus Graf Schenck von Stauffenberg erwähnt. Er trug dieses Abzeichen der Ritterlichkeit, der Tapferkeit, der Treue und der Kameradschaft bis zu seiner letzten Stunde stolz auf der Brust.

Gedenktafel im Hof des Bendlerblockes in Berlin

Das Eiserne Kreuz wurde gestiftet in einer Zeit der höchsten Not unseres Vaterlandes. Unter ihm erhob sich das Volk gegen Tyrannei und Unterdrückung. Die preußischen und deutschen Armeen trugen es auf ihren Fahnen siegreich bis nach Belle Alliance. All dies wäre aber nicht möglich gewesen, ohne die deutsch-russische Waffenbrüderschaft. Auch für sie steht das Eiserne Kreuz.

Leipzig, 1813: Fürst Karl zu Schwarzenberg bringt den Monarchen Alexander I. von Russland, Kaiser Franz II. von Österreich und Friedrich Wilhelm III. von Preußen die Siegesbotschaft, gemalt von Peter von Hess

Heute steht Deutschland wieder unter einer Fremdherrschaft, die seine Selbstbestimmung und Freiheit verhindert. Aber es ist nicht Rußland, das dafür verantwortlich ist.
Brauchen wir heute wieder eine Befreiungsbewegung? Ja! Eine Befreiungsbewegung, die uns Deutsche zu uns selbst zurückführt, unserem Vaterland die Souveränität wiedergibt und hilft, ein Europa der freien Völker und Vaterländer zu bauen, zu dem Rußland selbstverständlich dazugehört.

Erinnern wir uns an 1813! Haben wir Mut und bleiben wir treu!

Der Artikel erschien zuerst auf der Internetseite der SWG / Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft e.V.:

Aus der Selbstdarstellung der SWG:

Die Staats- und Wirtschaftspolitische Gesellschaft e.V. (SWG) ist ein gemeinnütziger Verein, der 1962 in Köln gegründet wurde. Mit Seminaren, Vortragsveranstaltungen, zwei jährlichen Ausgaben unseres „Deutschland-Journals“ sowie weiteren Publikationen greifen wir aktuelle Themen aus Politik, Geschichte und Wirtschaft auf. Wir lassen uns weder vom Zeitgeist noch von politischer Korrektheit bestimmen. Für uns zählen Fakten. Dabei liegt uns ein kritischer, aber sachlicher Meinungsaustausch am Herzen.

Von Generalinspekteur Wolfgang Altenburg bis zu Minister Friedrich Zimmermann – in jetzt fast 60 Jahren haben bei der Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft bedeutende Persönlichkeiten geredet und geschrieben.

Unser Publikationsorgan ist das „Deutschland-Journal“, eine der erfolgreichsten patriotischen Publikationen unseres Landes.

Stephan Ehmke, Diplom-Pädagoge, Oberstleutnant d.R. Vorsitzender, ist Vorsitzender der SWG.

Ein Kommentar zu “Das Eiserne Kreuz mahnt uns zu Mut und Treue: vor 210 Jahren, am 10. März 1813 gestiftet

  1. Ich stimme den Ausführungen von Herrn Ehmke in allen Punkten zu, bis auf einen: zu einem zu schaffenden Europa der freien Völker und Vaterländer kann Russland unter den gegebenen Umständen nicht wie selbstverständlich dazugehören. Zumindest solange, wie Putin an der Macht ist, sollte Europa auf grosser Distanz bleiben. Anstatt dessen sollten die Beziehungen zu Indien, Südostasien, Südamerika, aber auch zu Afrika nicht nur in wirtschaftlicher Sicht stark ausgebaut werden.

    Like

Hinterlasse einen Kommentar