Vom Reichswehrleutnant zum Kommunisten – Interview mit Richard Scheringer (1983)

Vom Reichswehrleutnant zum Kommunisten – Interview mit Richard Scheringer (1983)

Anfang Januar 1983 führten sechs Mitarbeiter der Zeitschrift wir selbst ein Gespräch mit Richard Scheringer auf dem Dürrnhof in Kösching bei Ingolstadt. Scheringers Weg vom kämpferischen Antiseparatisten zur Zeit der französischen Besatzung des Rheinlandes nach dem Ersten Weltkrieg über eine nationalrevolutionäre Phase Ende der 20er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis zum Mitglied der DKP und des DKP-Parteivorstandes ist nachfolgend dokumentiert. Obwohl unsere Redaktion nie einen Zweifel an unserer antikommunistischen Grundhaltung hat aufkommen lassen und wir den Sowjetimperialismus als Unterdrückungssystem in zahlreichen Artikeln beschrieben hatten, hat uns doch der Werdegang des sozialistischen Patrioten Scheringer interessiert, der als radikaler Nationalist seine Laufbahn begann, vom Gedanken der nationalen und sozialen Befreiung Deutschlands lebenslang getragen wurde und dies auch als Sozialrevolutionär und Kommunist nie verleugnet hat. Sein Interview in unserer Zeitschrift führte 1983 zu einem großen Presserummel und einem Gezeter der linken selbsternannten „Antifaschisten“. Uns schien es wichtig, in dieser Phase der Blockkonfrontation in Europa, in der die Gefahr bestand, daß Deutschland zum atomaren Schlachtfeld der Supermächte hätte werden können, die nationale Frage (also eine Perspektive der Neuvereinigung der beiden deutschen Staaten) als Friedensalternative ins Gespräch zu bringen. Wir denken bis heute mit Dankbarkeit an Richard Scheringer (gestorben im Mai 1986), der dem Druck seiner damaligen Partei nicht nachgegeben und sich der Diffamierungskampagne, die gegen unsere Zeitschrift begonnen wurde, widersetzt hat. Ein aufrechter und verdienstvoller Patriot und Kommunist, dem wir unseren Respekt zollen. Das Interview mit Richard Scheringer aus dem Jahr 1983 halten wir für ein wichtiges Dokument der Zeitgeschichte, weshalb wir es hier noch einmal der Öffentlichkeit zugänglich machen möchten.

Der Leutnant von Ulm – Skizzen aus dem gefängnisreichen Leben des Richard Scheringer (DDR, 1979) – Eine DDR-Dokumentation über das Leben Richard Scheringers. Obwohl gespickt mit Propagandafloskeln der DDR, ist dies ein aufschlußreicher Film über einen Nationalisten, der sich zum Kommunisten gewandelt hat.

wir selbst: Eine Ihrer ersten größeren politischen Aktionen war der Kampf gegen den französisch gesteuerten Separatismus im Rheinland. Ein herausragendes Ereignis war der Sturm auf die Separatistendruckerei Guttenberg in Koblenz. Können Sie uns Ihre Beweggründe, die Sie zu solch radikalen Schritten führten, schildern?

R.S.: Ja, ich mache dieses Interview mit der Zeitschrift wir selbst aus dem Grund, weil ich hier eine Reihe von Vertretern der jungen Generation getroffen habe, die mit uns konform gehen in der großen Friedensbewegung in dem Drängen nach einer Lösung der nationalen Frage insofern, als Deutsche nicht gezwungen werden, auf Deutsche zu schießen und daß die vernichtenden Atomwaffen nicht in unserem Land stationiert werden. Im übrigen trennen uns natürlich sehr viele Dinge politischer Natur. Insbesondere habe ich das Gefühl, daß auch in dieser Zeitung die alte deutsche Krankheit des Antikommunismus zum Ausdruck kommt. Und ich bin ja Mitglied der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und Mitglied des Parteivorstandes. Aber wir machen das Interview! Auf Ihre erste Frage möchte ich wie folgt antworten: Ich persönlich habe mich um Politik in meiner Jugend überhaupt nicht gekümmert. Ich wollte ursprünglich Landwirt werden, weil mein Großvater hier in Bayern Landwirt war und habe mich dann mehr sportlich betätigt, Ich war in Koblenz auf der Schule. Allerdings war ich tief beeindruckt durch den Tod meines Vaters, der als Hauptmann des 68. Infanterieregiments in der Champagne 1915 gefallen ist. Und ich war auch von Hause aus, ich möchte fast sagen militärisch erzogen worden. Ich erinnere mich bezüglich der Frage der Nation, daß mein Vater es sehr bedauert hat, daß der Rückversicherungsvertrag mit Rußland. den seinerseits Bismarck abgeschlossen hatte, unter Wilhelm II. aufgegeben worden ist und Deutschland damit in den Zweifrontenkrieg kam. Aber das waren Dinge, die in meinem Leben zu dieser Zeit nicht im Vordergrund standen. Hauptsache war Rudern, Regattenfahren. Und eines Abends, als wir vom Bootshaus zurück kamen, wurde ich in eine Auseinandersetzung mit Angehörigen der damaligen Hohen Kommission der Besatzungsbehörde in Koblenz verwickelt und deshalb unschuldig, wirklich unschuldig, zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Diese zwei Monate habe ich in einem Koblenzer Gefängnis abgesessen. Und das hat mich zu einer Verstärkung der schlummernden nationalistischen Haltung gebracht. Der Gedanke, daß wir ja ein besetztes Land seien und was das bedeutet, wurde mir damit gegenwärtig. Interessant ist, was der Gefängnisdirektor zu mir damals sagte: „Scheringer, wir haben unsere Freiheit verloren. Das wird erst anders, wenn die Kosaken ihre Pferde am Rhein tränken.“ Das war ein unterschwelliger Gedanke, der dann natürlich auch noch verstärkt wurde durch den Geschichtsunterricht. Wir hatten damals, weil wir eben in einem besetzten Land lebten und die nationale Freiheit eingebüßt hatten, Geschichtslehrer, die uns immer auf die besonderen Umstände des Befreiungskampfes 1813 hinwiesen. Und da spielte die Konvention von Tauroggen, die der damalige General Diepisch abgeschlossen hatte, eine große Rolle. Das war alles unterschwellig. Aus dem Gefängnis herausgekommen drängte ich nun zusammen mit anderen Freunden und Kameraden von der Schule, dem Koblenzer Gymnasium, vom Ruderverein danach, uns national zu betätigen. Da haben wir dann eine ganze Reihe von Aktionen durchgeführt. Vor allem stießen wir bald auf die Sonderbündler. Das war jene Bewegung des rheinischen Seperatismus. Sie war von den Franzosen ins Leben gerufen, unterstützt und gefördert worden, aber auch viele Deutsche hingen ihr an. Maßgebende Männer wie der spätere Bundeskanzler Adenauer, damals Oberbürgermeister von Köln, waren treibende Kräfte dieser Bewegung, die darauf ausging, das Rheinland vom Reich zu trennen und hier eine Provinz unter französischem Protektorat zu errichten. Die damaligen Männer dieser Gruppierung waren hauptsächlich Smetz und Dorten. In Koblenz, in der Schloßstraße, gab es eine separatistische Druckerei die den Rheinischen Herold herausgab, der die separatistischen Ziele propagierte. Als nun im Zuge des Ruhrkampfes, der sich im Herbst 1922 bis ins Jahr 1923 entwickelte, eine Demonstration stattfand, bewegte sich dieser Demonstrationszug, an dem wir natürlich teilnahmen, einfach in Richtung auf diesen Rheinischen Herold. Und wir, natürlich sehr fanatisch damals, drängten an die Spitze. Vor der Druckerei gab es erst einmal Halt. Dann wurden Steine geworfen. Und wir, mein Freund und ich, haben die Tür eingerannt. Die Druckerei wurde gestürmt. Alles flog oben zum Fenster raus. Die Masse schrie, sang dann die Wacht am Rhein und zog wieder ab. Das war noch unter amerikanischer Besatzung. Da ist damals auch nichts weiter erfolgt. Die Schäden wurden repariert. Die Besatzungsmacht griff nicht ein, und die Zeitung erschien weiter. Und da sagte unser Geschichtslehrer, dieses Nest müßte man eigentlich einmal ausräumen. Das war dann für uns das Signal, mit einer eigens organisierten Gruppe nachts diese Druckerei auszuheben. Es war schon alles vorbereitet. Aber es wurde wieder alles abgesagt, weil plötzlich die Franzosen die Besatzungsmacht in Koblenz übernommen hatten. Das war schon im März 1921. Die Amerikaner gaben diese Besatzungszone auf. Wir haben es dann acht Tage verschoben, aber dann doch durchgeführt.

Separatisten vor dem Kurfürstlichen Schloß in Koblenz, November 1923

Es wurde von uns alles zerstört, systematisch. Ein Wächter, der darin saß, wurde mit Knüppeln eingeschüchtert. Der schoß dann sogar noch. Und da ich als einer der letzten dieses Gebäude verließ, wurde ich verhaftet. Die deutsche Behörde hat mich zwar eingesperrt, wegen Sachbeschädigung vernommen, aber dann wieder auf freien Fuß gesetzt. Das war also eine Aktion, die sehr darauf deutete, daß niemand diesen Separatstaat wollte. Die Bewegung dagegen ging weit in alle Schichten hinein. Kaum war ich aus dem Gefängnis heraus, bekam ich Nachricht, daß die Franzosen die Auslieferung der Verhafteten und sämtlicher Materialien verlangten für das französische Kriegsgericht. Der Ausnahmezustand wurde in Koblenz erklärt und ich bin dann nachts über die Grenze ins unbesetzte Gebiet geflohen. In Abwesenheit wurde ich zu 10 Jahren Zwangsarbeit verurteilt. Die habe ich aber nie abgesessen. Das war also das, was ich erzählen kann von dieser Druckerei. Interessant ist nun, daß später die Arbeiterbewegung große Aktionen gegen diese Separatisten noch durchgeführt hat und sie in der Schlacht am Egidienberg bei Bonn zu Paaren getrieben hat. Und da waren auch Kommunisten dabei. Insofern haben wir, ohne es zu wissen, schon damals in einer Front mit der KPD gekämpft, von der wir aber nichts wußten, von deren Existenz und Wirken uns damals nichts zugänglich war.

wir selbst: Können Sie uns vielleicht noch weitere markante Erlebnisse oder politische Aktivitäten der Weimarer Zeit schildern, bis zum Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland?

R.S.: Im unruhigen Jahr 1923 kam ich auf Grund familiärer Bindungen nach Berlin-Zehlendorf. Die Inflation ging auf hohen Touren. Die rechten Kräfte, zu denen ich mich zählte, wurden aktiv und veranstalteten vormilitärische Übungen. Ich wurde dann mit ein paar anderen angeworben zur Schwarzen Reichswehr, die angeblich eine Art Krümper-System sein sollte. Es ist ja bekannt, daß Preußen nach 1813 seine Truppen nach dem Krümpersystem vermehrt hat, indem sie eingestellt, ausgebildet und wieder entlassen wurden, und sowas geschah dann auch in der Schwarzen Reichswehr. Daß die Schwarze Reichswehr eine Bürgerkriegstruppe war, zur Niederhaltung der Arbeiterbewegung, war uns nicht klar. Wir sind damals nach Küstrin eingerückt, wo es also viel Dienst und wenig zu Essen gab und fühlten uns als eine Art Angehörige einer künftigen Befreiungsarmee. Im Oktober fand dann in Küstrin ein Putsch statt, weil der Major Buchrucker sich mit der bisherigen Reichswehrführung, die das bisher alles gedeckt hatte, überwarf. Da haben uns dann die Maschinengewehre der Reichswehr belehrt, wer hier das Sagen hat. Das war für mich dann der Grund, in die Reichswehr einzutreten, weil ich in ihr eine Art künftiger Befreiungsarmee sah, wiederum gelenkt von den Traditionen von 1813. Ich kam dann durch Vermittlung eines Generals Pleiderer nach Ulm zum 5. Artillerieregiment. Das war 1924, nachdem ich das Abitur auf dem Zehlendorfer Gymnasium bestanden hatte.

wir selbst: Eine Frage zu der Separatistenbewegung allgemein: kann man sagen, daß sich die separatistischen Strömungen, soweit es sie gab, aus den deutschen Bürgertum heraus entwickelten und dort ihre Basis hatten und die Arbeiterschaft sich gegen den Separatismus zur Wehr setzte?

R.S.: Das war zweifellos so. Der Widerstand der Arbeiterklasse, sowohl gegen den Separatismus, wie auch im Ruhrgebiet gegen die französische Besetzung mit der Ausrufung des passiven Widerstandes, Streiks, Generalstreik, Sabotageaktionen speiste sich aus der alten Tradition in Deutschland, daß die Arbeiterklasse für das Reich war. Das ist sogar eine marxistische Tradition. Insofern lassen sich bereits hier jene Spuren finden, die unter dem Wort „Nationalkommunismus“ umhergeistern. Denn die Arbeiter kämpften damals für die Einheit des Reiches. Es gab bei der kommunistischen Partei eine Losung damals, die hieß: schlagt an der Ruhr den Poincare und den Cuno an der Spree. Cuno war der damalige Reichskanzler des Großbürgertums.

wir selbst: Es gab auch später das Programm der KPD zur nationalen und sozialen Befreiung. Können Sie uns schildern, wie es dazu kam?

R.S.: Dieses Programm wandte sich zunächst und in erster Linie gegen den Versailler Vertrag, den ja Lenin bereits als einen Schandvertrag zur Ausplünderung breitester Massen charakterisiert hatte. Das Programm zur nationalen und sozialen Befreiung hat aber wiederum den Klassencharakter besonders herausgestellt und gesagt, daß es ohne die Abschaffung des Kapitalismus keine soziale Befreiung und auch keine nationale Befreiung geben wird, weil das Bürgertum immer dazu neigt, die nationale Sache zu verraten, wenn es in seinem Sinne opportun ist. Und insofern meine ich, braucht man auch gar nicht vom Nationalkommunismus als einer besonderen Variante oder taktischen Methode der Kommunisten zu sprechen, sondern das Nationale ist dem Kommunismus selbst innewohnend. Das kann die Geschichte der Weimarer Republik nachweisen und besonders jenes Programm der KPD zur nationalen und sozialen Befreiung, das aber erst 1931 herauskam.

wir selbst: Vorher richteten sich Ihre persönlichen Hoffnungen aber in eine ganz andere politische Richtung!

Hans Ludin (1905-1947)

R.S.: Ja, ich hatte mit Kommunisten zunächst nichts zu tun, denn ich war ja in der Reichswehr. Dort lernte ich auch Ludin kennen, der durch die Erschießung Schlageters sehr beeinflußt worden war, denn Schlageter stammte aus Freiburg, der Heimat Ludins. Der Gedanke, daß die Reichswehr Kern einer nationalen Befreiungsarmee sein sollte, trug uns, war uns eigen. Aber bald waren wir von der Reichswehr doch sehr enttäuscht, weil wir die restaurativen Kräfte doch sehr stark empfanden. Zum Beispiel hatten die Reichswehroffiziere und das ganze Offizierskorps alle alten Standesvorschriften und auch den ganzen Standesdünkel des kaiserlichen Heeres übernommen. Da gab es sogar Vorschriften von der Art, welche Frau casinofähig und welche nicht casinofähig war oder auch bestimmte Heiratsvorschriften für Offiziere. Solche Dinge haben uns schockiert; wir lehnten diesen ganzen Dünkel ab, weil wir darin keinen Sinn sahen. Und zum anderen schienen uns zu viele Pensionsanwärter in der Reichswehr zu sein, die nur ihren Dienst schoben, um ein ritterliches Herrenleben zu führen. In Sachen nationaler Befreiung schien sich nicht viel zu rühren. Natürlich wurde über dieses Problem diskutiert. Es kam noch etwas hinzu; wir hatten in der Reichswehr russisch gelernt, was damals hoch bewertet wurde, weil die Reichswehrführung unter Seeckt mit der Sowjetunion Beziehungen hatte. Es wurden z.B. in der Sowjetunion Flieger ausgebildet. Auch die Ausbildung an anderen, durch den Versailler Vertrag verbotenen Waffen geschah in der Sowjetunion. So daß die alte Orientierung. die bei mir im Unterbewußtsein immer drin war, die deutsche Befreiung mit Rußland zu erreichen, wieder auflebte. Aber das ganze schien uns zu langsam zu gehen und auch keinen programmatischen Untergrund zu haben. Ich wohnte zu der Zeit als Leutnant in Ulm, und dort lernte ich dann auch Arbeiter von Magirus kennen. Das waren Nationalsozialisten, mit denen ich oft diskutierte. Die sagten natürlich: wir machen den nationalen Sozialismus. Und eines Tages, ich erinnere mich noch genau, kam der Ludin auf den Exerzierplatz gelaufen und schwenkte ein Papier. Er rief: „Das ist es! Das sind die Nationalsozialisten, das ist eine deutsche Arbeiterpartei. Die verlangen die Brechung der Zinsknechtschaft, die verlangen den nationalen Sozialismus. Da gibt es keine Standesvorurteile mehr, da sind alle Deutschen gleich“. Er breitete alles vor uns aus, was da so alles an nationaler und sozialer Demagogie in dem Programm drin war. Zu ergänzen ist noch, daß der Gedanke sich an die Nationalsozialisten zu wenden, uns von einem anderen Oberleutnant eingeblasen wurde. Daraufhin fuhren wir nach München und haben zu den Nationalsozialisten Kontakt aufgenommen. Die Sozialdemokratie, überhaupt die Linken erschienen uns immer beeinflußt durch die ganze nationalistische Propaganda der Epoche, als Erfüllungspolitiker, die nicht gegen Versailles waren. In Wirklichkeit war damals alles gegen Versailles, nur waren die Lösungsmethoden unterschiedlich: die Herrschenden versuchten natürlich die Folgen auf die arbeitende Klasse abzuwälzen. Aber das sahen wir damals natürlich noch nicht. Wir fuhren also einfach einmal zu den Nationalsozialisten hin und wir wurden von einem Pfeffer empfangen. Wir schlugen von uns aus vor, daß wir in die Reichswehr den Gedanken ventilieren wollten, ob, wenn es zu einer nationalen Erhebung kommen sollte, wir auf sie schießen oder Gewehr bei Fuß stehen sollten. Das war natürlich Hochverrat. Diesen Gedanken haben wir dann bei verschiedenen Besprechungen in verschiedenen Garnisonen ventiliert, was natürlich eine Anzeige zur Folge hatte. Interessant ist, wie die Vorgesetzten zunächst einmal reagiert haben. Da gab es eine Meldung, die aber beim Gruppenkommando liegen blieb, weil der Gruppenkommandeur sagte, diese Reden oder Aufforderungen, nicht zu schießen, wenn es zu einer nationalen Erhebung käme, seien Kasinogespräche, die dort jeden Tag geführt würden. Erst als eine zweite Meldung bis zum Reichswehrministerium gelangte, wurde die Sache aufgerollt. Die Folge war die sofortige Verhaftung. Ja, in der Untersuchungshaft hatte ich nun Zeit und bekam ein Buch von Richard Bie, das hieß „Revolution und Karl Marx“, in der Tendenz wohl ähnlich wie wir selbst. Ich dachte mir aber, daß ich mich jetzt wohl doch einmal mit Karl Marx beschäftigen müßte und ließ mir „das Kapital“ von Karl Marx bringen. Nun konnte ich sehen, was überhaupt Tatsache war: die Frage der Ausbeutung, die Frage des Mehrwertes, die Frage der Arbeit, die Frage des Kaufens fremder Ar-beitskraft. Kurz, die Bedeutung des Kapitalismus wurde mir bewußt. Und was Sozialismus bedeutet, wurde mir nun einigermaßen klar, wenn auch nur in Umrissen.

wir selbst: Es heißt, daß Sie in U-Haft auch Kontakt zu Kommunisten bekamen, die Sie entscheidend beeinflußten?

R.S.: Zunächst überhaupt nicht. Ich hatte nur dieses Buch und eine Zeitschrift von Otto Strasser, den NS-Kurier, den ich abonniert hatte. In der Zeit, in der ich in U-Haft saß, trennte sich der Otto Strasser von Hitler und schrieb ein Buch „Ministersessel oder Revolution“. Seine Zeitschrift nannte sich fortan „Die nationale Revolution“, später dann die ,,Schwarze Front“. Diese Schriften las ich, es waren Stufen einer Entwicklung, die ich in der Untersuchungshaft mitmachte. Übrigens ist vielleicht interessant, daß ich in der Untersuchungshaft auch den Claus Heim kennengelernt habe, diesen Bombenwerfer von der schleswig-holsteinischen Landvolkbewegung, den Ihr ja auch in Eurer Zeitschrift hervorhebt, wohl eine große Figur in Euren Ideen. Dann kam es schließlich, im September 1930, zum sog. Reichswehrprozeß (ein Hochverratsprozeß vor dem Reichsgericht in Leipzig gegen die Leutnante Scheringer, Ludin und Oberleutnant a.D. Hans Wendt. die Red.), nachdem die Reichstagswahlen stattgefunden hatten. Bei diesen Wahlen bekamen die Nationalsozialisten plötzlich 114 Abgeordnete ins Parlament, also ein Dammbruch der Nationalsozialisten. Unter diesem Eindruck fand auch der Prozeß statt. Wir erkannten damals noch nicht, was mir später erst klar wurde, daß hier versucht werden sollte, die nationalsozialistische Bewegung, die ja durch den Putsch von 1923 als Hintertreppenpartei oder als obskure Bewegung galt, salonfähig zu machen, weil die Bourgeoisie damals schon mit dem Gedanken umging, bei wachsender Krise – und die Krise wuchs – sich eine neue Reserve zu schaffen. Denn die Stimmen hatten die Nationalsozialisten nicht umsonst gekriegt, Arbeit und Brot war keine Phrase, sondern die Menschen wollten Arbeit und Brot. Viele Menschen hungerten. Besonders die Dorfarmut war außerordentlich gravierend, und in den Gebieten, in denen viel Heimindustrie war, wie in Thüringen, herrschte furchtbare Not. Und diese Not wurde mit der wachsenden Arbeitslosigkeit immer größer. Vor diesem Hintergrund schlug Frank II (der Strafverteidiger Scheringers, die Red.) vor, Hitler als Zeugen im Prozeß zu laden. Hitler kam und distanzierte sich sofort von uns, sagte, sie, die Nationalsozialisten, hätten überhaupt nichts damit zu tun und hätten auch noch niemals den Gedanken gehabt, Zellen in der Reichswehr zu gründen oder gar revolutionäre Bewegungen zu fördern. Sie seien streng legal und wollten die Reichswehr intakt übernehmen. „Meine Partei ist nicht der Ausfluß einer revolutionären Bewegung“ sagte Hitler wörtlich. Das hat ihm das Gericht alles abgenommen. Der Staatssekretär des preußischen Innenministeriums Zweigert, der auch geladen war, um das Gegenteil zu beweisen, also die Obskurität, den Antisemitismus, die bedenkliche Wahl der Mittel dieses Hitlers darzustellen, wurde vom Gericht niedergemacht und kam fast nicht zu Wort. Dafür wurde Hitler zu seiner Aussage vereidigt. Man muß sich den ganzen Hintergrund einmal vorstellen: die gewonnene Wahl der Nationalsozialisten, vor dem Gerichtssaal schrien die Anhänger Hitlers „Deutschland erwache“, die Rechtspresse heulte. Es war ein riesiges Theater. Und wir, denen die Aussage Hitlers ja überhaupt nicht schmeckte, waren plötzlich zu einem Hebel geworden, um diesen Nationalsozialismus ungeheuer zu propagieren und gaben Hitler auch noch die Tribüne dazu. Das war für uns sehr deprimierend.

wir selbst: Der Sieg des Nationalsozialismus war je gleichzeitig die Niederlage, der Arbeiterbewegung. Glauben Sie, nach einem Abstand von 50 Jahren, daß der Sieg der sich pseudosozialistisch gebärdenden Nazis hätte verhindert werden können, wenn die Arbeiterbewegung oder speziell die KPD nicht erst 1931 die Bedeutung der nationalen Frage erkannt und in ihrem Programm zur nationalen und sozialen Befreiung manifestiert hätte?

R.S.: Das ist schwer zu sagen. Das ist fast die verlangte Quadratur des Kreises, weil ja, das muß man sehen, der erste Weltkrieg mit nationalistischen Parolen geführt worden ist …

wir selbst: … mit chauvinistischen Parolen! Wir sehen im Nationalismus grundsätzlich etwas Positives, vor allem den völkerverbindenden Gedanken der befreiungsnationalistischen Solidarität aller unterdrückten Völker gegen jede Form von Imperialismus.

R.S.: jedenfalls waren diese Kriegsparolen die Pervertierung des Nationalen: jeder Schuss ein Russ, jeder Stoß ein Franzos, jeder Tritt ein Brit. So wurde der Krieg geführt. Und die Niederlage, von Versailles einmal ganz abgesehen, war ja eine nationale Niederlage. Dabei hatten die Rechten frühzeitig den Dreh gekriegt und hatten von der Dolchstoßlegende gesprochen, obgleich die deutsche Armee geschlagen war. Ein Dolchstoß hatte nicht stattgefunden. Hindenburg hatte gesagt, wir müssen sofort Waffenstillstand machen. Aber dem Volk hatte man eingeimpft, seine nationale Größe sei durch die Marxisten, durch diese vaterlandslosen Gesellen, zerstört worden. Insofern war alles was rechts war national und damit Gegner der Arbeiterbewegung. Und man muß auch sehen, daß die Matrosen, die das Feuer aus den Kesseln ihrer Schiffe gerissen hatten, um Deutschland zu revolutionieren, dies im Namen einer internationalen Idee getan hatten, nicht im Namen jenes Nationalismus, der im ersten Weltkrieg zuschanden geritten worden war. Und da kam nun das Bürgertum und heizte den alten Chauvinismus wieder auf mit Leuten wie Hitler, der Thule-Ge-sellschaft und ähnlichen Gruppen. Von daher war es für die Arbeiterbewegung wahrscheinlich gar nicht möglich, so früh die Anti-Versailles-Parole zur zentralen Parole zu machen. Der Arbeiterbewegung ging es zunächst um die Klassenfrage und um die sozialistische Revolution im Sinne der Völkerverständigung.

wir selbst: Zwischenfrage: wie beurteilen Sie im Rückblick die Rätebewegung in Deutschland?

R.S.: Die Rätebewegung war durchweg sozialdemokratisch beinflußt, wenn nicht sogar noch rechter. Nur eine geringe Zahl der Räte war, ähnlich wie in Rußland zu Anfang, bolschewistisch. Auch in Rußland ist es in der langen Zeit der Doppelherrschaft erst gelungen, die Räte ins Lager der Bolschewisten zu bringen. In Deutschland ist es nie gelungen, die Ideen Liebknechts und Rosa Luxemburgs in die Masse der Räte hineinzutragen. Nachdem dann der Rat der Volksbeauftragten etabliert war und die Sozialdemokraten die Macht hatten, gestützt auf große Teile der alten Armee und auf die Generalität und nachdem die wirklich revolutionären Kader niedergemacht wurden, haben sich die Räte in Wohlgefallen aufgelöst und die Macht an die Nationalversammlung übergeben. Ich weiß nicht, ob ihr wißt, daß in der russischen Revolution die Nationalversammlung aufgelöst worden ist von den Bolschewisten. Sonst wäre das dort genau so gelaufen. Aber der erste nationale Impuls in der Arbeiterbewegung kam durch den Ruhrkampf. Und dieser nationale Impuls fand ja dann auch konsequent Eingang in das Programm der KPD zur nationalen und sozialen Befreiung. Aber erst 1931.

wir selbst: Vielleicht sollte man den Faden unseres Gesprächs noch einmal an den Reichswehrprozeß anknüpfen, wo Hitler seinen Legalitätseid ablegte und Sie bitter enttäuscht waren.

R.S.: Ja, ich wurde mit den anderen verurteilt zu 1 1/2 Jahren Festungshaft und kam auf die Festung Gollnow. Ludin kam nach Rastatt, weil er Badener war. Die Preußen, und ich war ja Preuße, weil ich einen preußischen Vater hatte, kamen nach Gollnow. Dort wurde ich mit 30 kommunistischen Mitgefangenen inhaftiert. Da wurde dann natürlich heiß debattiert. Und da ich durch die zurückliegenden Ereignisse an meiner eigenen politischen Ausrichtung, zweifelte, war ich natürlich für die kommunistischen Argumente empfänglich. Die Kommunisten waren unbedingt. Sie waren radikal, sie legten das Programm zur nationalen und sozialen Befreiung vor, sie waren für das Bündnis mit der Sowjetunion, dafür waren wir ja auch. So kam ich zu der Erkenntnis, daß die Entscheidung für die Nationalsozialisten eine schlimme Fehlentscheidung war. Man muß sich auch einmal vorstellen, welche Verantwortung wir trugen durch den Reichswehrprozeß und die Möglichkeit Hitlers, dort seinen berüchtigten Legalitätseid ableisten zu können. Das hat ja ungeheure Wellen geschlagen. Es gab die Möglichkeit, Urlaub von der Festungshaft zu beantragen, was ich dann auch tat. Mein Ziel war es, die nationalsozialistischen Führer zu stellen. Ich wollte nun Klarheit. Ich bin dann gleich zu Goebbels. Goebbels fragte mich. ob ich ausgebrochen sei und zeigte sich erfreut über meine Anwesenheit, betonte aber gleich, daß er wenig Zeit habe. Ich beharrte jedoch darauf, mich mit ihm auszusprechen über das nationalsozialistische Programm, über die Brechung der Zinsknechtschaft, über die nationale Revolution. Goebbels sagte nochmals, daß er wenig Zeit habe, da er noch am gleichen Abend nach München fahren mußte. Ich entschloß mich sofort, mit nach München zu fahren. Im Zug kam Goebbels dann zu mir in das Abteil der dritten Klasse. Da habe ich ihm dann alle meine Fragen vorgetragen, z.B. wie das nun wäre mit der Brechung der Zinsknechtschaft. Daraufhin sagte Goebbels wörtlich: „Also hören Sie mal, Brechung der Zinsknechtschaft, das ist doch ein Federscher Unsinn, das hat der Feder erfunden, da kriegt ja nur der das Brechen, der so etwas lesen muß“. Auf meine Frage, was sozialisiert werden sollte nach der Machtübernahme, antwortete er, daß man doch die Initiativen der Unternehmen nicht einschrän-ken werde, sozialisieren werde man höchstens, was sozialisiert werden muß, vielleicht die Eisenbahn. Sonst werde nicht sozialisiert. Goebbels: ,,Was wir brauchen, ist die Macht, um Ordnung zu schaffen, um einen sauberen Staat aufzubauen. Wir sind auf die Unternehmerinitiativen angewiesen“. Dabei wird auch eine Rolle gespielt haben, daß er in mir den Leutnant sah, der doch sicherlich eine rechte Gesinnung hatte. Aber ich wollte ja etwas ganz anderes hören. Ich wollte die revolutionäre Haltung gegenüber dem Bürgertum, dem Kapital bestätigt bekommen. Bestätigt fand ich nun, daß die Nationalsozialisten eine Schutztruppe des Großkapitals war.

wir selbst: Aber dennoch wollten Sie sich diese Tatsache wohl noch einmal von höherer Stelle, von Hitler selbst bestätigen lassen.

R.S.: Ja, ich bin dann mit nach München gefahren und habe die ganzen Größen aufgesucht, den Röhm u.a. Dort bekam ich laufend Posten angeboten, weil die dachten, daß ich aus dem Grund nach München gekommen sei. Schließlich kam ich zu Hitler. Heß stand neben ihm. Sogleich begann Hit-ler: „Ja, ich weiß schon, auch wenn man uns einsperrt, auch wenn man uns in goldene Käfige einsperrt…“ Dann hat er agitiert, agitiert wie in einer Volksversammlung. Auf meine Fragen ging er gar nicht ein. Auf meine Frage, wie er zum Kapitalismus stehe, wich er aus, indem er verkündete, man werde den neuen deutschen Menschen schaffen. Seine ganze Rede war ein einziges Bekenntnis zur Macht. Er hat auf mich überhaupt keinen Eindruck gemacht. Viele, auch Generäle, waren ja stark beeindruckt, wenn Hitler seine emotionalen Ergüsse von sich gab.

wir selbst: Waren diese Enttäuschungen für Sie der Grund, in die KPD einzutreten?

R.S.: Nein, das ist ein Irrtum, ich bin nicht in die KPD eingetreten, sondern ich habe eine Erklärung abgegeben, die beinhaltete, daß Hitler die Revolution verraten habe, daß er ein Instrument der herrschenden Mächte sei, daß er dem Kapitalismus kein Haar gekrümmt, aber den Terror gegen das Proletariat entfaltet habe, und zum Schluß erklärte ich: „Ich sage mich endgültig von Hitler und dem Faschismus los und reihe mich ein in die Front des wehrhaften Proletariats. Für die nationale und soziale Befreiung, für Arbeit, Freiheit und Brot.“

Die KPD ließ daraufhin den Abgeordneten Kippenberger zu mir kommen, der mit mir besprach, diese Erklärung vor dem Reichstag zu verlesen. Als Kippenberger die Erklärung vor dem Reichstag verlesen hatte, zog das große Kreise, allerdings eher in der Linken als in der Rechten. Ich schrieb dann, immer noch in Festungshaft sitzend, einige Artikel für verschiedene Zeitschriften,. Während dieser Zeit bildete sich die Zeitschrift „Aufbruch“. Ihr würdet sie als „nationalrevolutionäre Zeit-schrift“ im Rahmen der KPD betrachten.

wir selbst: Wurde diese Zeitschrift von der KPD finanziert?

R.S.: Ja, sie Wurde von der KPD herausgegeben und finanziert. Zudem gab ich eine Broschüre heraus, die von der KPD in einer Auflage von 300 000 gedruckt wurde. Die Genossen verteilten diese Schriften natürlich eifrig und warfen sie auch über die Mauern der Kasernen. Das war wiederum Zersetzung der Reichswehr, damals ein Straftatbestand. Angeklagt wurde ich aber aufgrund meiner Erklärung wegen Hochverrats. Dieser zweite Prozeß fand statt im Februar 1932. Dieser Prozeß war nun für mich der Beweis, wie sehr die Bourgeoisie oder die Besitzenden, das Großkapital bereits zu dieser Zeit mit Hitler geliebäugelt hat. Denn wenn schon einer sich einmal gegen diese immer noch größer werdende Welle des Nationalsozialismus erklärte, hätte man dies ja auch gelten lassen können als antifaschistische Äußerung. Das hat das Gericht aber keineswegs. Ich wurde prompt wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt, diesmal zu 2 1/2 Jahren. Das zeigt, wohin die Tendenz der späten Weimarer Republik ging. Es wirft zugleich die Frage auf, ob diese Republik überhaupt zu retten war. Ich halte das für sehr fragwürdig.

wir selbst: Würden Sie der These zustimmen, daß der Faschismus der Ausnahmezustand des Kapitalismus ist?

R.S.: Ja, unbedingt. Wobei natürlich auch eine Militärdiktatur der Ausnahmezustand des kapitalistischen Systems sein kann. Der Faschismus ist noch etwas mehr, weil er die Massensuggestion beinhaltet. Das macht das Besondere des Faschismus aus. Das Phänomen des Faschismus hängt auch mit der Entwicklung der Massenmedien zusammen, denn das erste, was Hitler einführte, war der Volksempfänger. Es ist ja schon erstaunlich, daß der Faschismus in Deutschland überhaupt zur Macht kommen konnte, bei der starken Gewerkschaftsbewegung, der starken Tradition der Arbeiterbewegungen. Noch erstaunlicher aber ist es, daß dieser Faschismus von einer Jugend bis zur letzten Brücke verteidigt wurde, daß er von innen nicht zu stürzen war.

wir selbst: Hatten Sie Kontakte zu nationalrevolutionären Gruppen in der Weimarer Zeit, und wie war Ihre Haltung zu ihnen?

R.S.: Noch während meiner Untersuchungshaft hatte Ernst Niekisch mir eines seiner Bücher zugesandt. Später bekam ich von verschiedenen Nationalrevolutionären Besuch. u.a. auch von Karl Otto Paetel. Es stellte sich mir natürlich die Frage, ob ich mit diesen Gruppen zusammenarbeiten sollte. Später, in der Illegalität, habe ich auch mit diesen Gruppen zusammengearbeitet, vor allem der Niekisch-Gruppe. Aber ich konnte mich nicht zu dem Niekisch-Programm oder dem Paetel-Programm bekennen.

Die Lebenserinnerungen von Ernst Niekisch (Band 1) sind im Bublies Verlag erschienen.

wir selbst: Woran lag das? Konnten Sie sich nicht mit der Ideologie der Nationalrevolutionären befreunden? Oder war es die unglaubliche Zersplitterung der verschiedenen NR-Gruppen und -Grüppchen, die Sie abstieß?

R.S.: Ich glaube, der Grund liegt einfach darin, daß die große Macht und Kraft, die in der sozialistischen Weltbewegung und in ihren existierenden Staaten liegt, von den Nationalrevolutionären nicht aufgegriffen wurde. Die KPD war den Nationalrevolutionären einerseits zu autoritär, andererseits zu wenig nationalistisch. Und dann muß man auch sehen, daß aus den Artikeln Niekischs nie klar hervorging, ob er das Bündnis mit der Sowjetunion suchte oder vielleicht doch die Eroberung. Seine These war ja, daß unsere Zukunft im Osten liegt. Der Osten sei das Land, während der Westen die urbane Verkommenheit der römischen Zivilisation sei. Das hat Hitler ähnlich ja auch gesagt. Aber verstehen Sich mich nicht falsch, Niekisch war ein großer Widerstandskämpfer gegen Hitler. Nur war seine Hinwendung zum Osten eben zu verschwommen. Aber es gab Kontakte, vor allem über Kippenberger, der KPD zu den Nationalrevolutionären und vor allem zu Niekisch.

wir selbst: Es gab ja auch Bestrebungen der KPD, die sozialrevolutionären Nationalisten an sich zu binden, wobei es wohl zur Strategie der KPD gehörte, auch in die SA hineinzuwirken. Und das auch noch nach der Machtübernahme durch die Nazis.

R.S.: Nach der Machtübernahme wurde ich durch Ludin aus der Haft geholt. Ludin hatte sich von Hitler überzeugen lassen und war bei den Nazis geblieben. Er wurde SA-Gruppenführer. In Freiheit traf ich dann in Berlin den Rudi Schwarz, ein Mitarbeiter von Kippenberger, der mit uns in Gollnow gesessen hatte. Rudi Schwarz sagte mit, daß ich illegal einige Briefe an die SA schreiben solle, was ich auch tat. Außerdem gab er mir mit auf den Weg, ich solle unter den nationalrevolutionären Gruppen wirken. Bei dem nächsten vereinbarten Treffen erschien Rudi Schwarz‘ Frau und teilte mir mit, daß die Nazis ihren Mann verhaftet hätten. Er wurde in der Haft umgebracht. Für mich blieb unter diesen Umständen nichts anderes übrig, als hier nach Bayern auf den Dürnhof zu gehen. Von hier aus nahm ich Kontakt zur Niekisch-Gruppe auf. Als die Röhm-Revolte sich vorbereitete, nahm auch Ludin wieder Kontakt zu mir auf. Die SA wollte nun auf einmal den Sozialismus. Jetzt sollte es gegen die Großen gehen. „Kameraden, die Rotfront und Reaktion erschossen …“, nachdem Rotfront erledigt war, wollte die SA nun gegen die Reaktion vorgehen. Auch Ludin wollte etwas gegen die Reaktion unternehmen. Er forderte mich auf, zu ihm zu kommen. Auf dem Weg zu einem SA-Treffen wurde ich dann abermals verhaftet und erfuhr von dem Röhm-Putsch erst in der Haft. Die SA-Führer waren bereits erschossen. Ludin hatte man vorher abgesondert, weil er als ehemaliger Reichswehr-Offizier nicht erschossen werden sollte. Ich wurde nach einiger Zeit wieder aus der Haft entlassen.

wir selbst: Später hatten Sie auch Kontaktz zur Widerstandsgruppe „Weiße Rose“.

R.S.: Ja, die Geschwister Scholl verkehrten hier auf dem Dürnhof bereits seit 1937. Mit Hans Scholl hatte ich einen engeren Kontakt, wir standen über lange Zeit in regem Briefwechsel. Eine weitere Scholl-Schwester war später hier als Kindermädchen, die uns auch, als Sophie und Hans bereits ihre Widerstandsgruppe aufgebaut hatten, eines der Flugblätter zeigte. Ich wußte sofort, daß das hochgehen wird. Wenige Tage später war dann auch die bekannte Aktion in der Münchener Universität, bei der Sophie und Hans verhaftet und kurz darauf hingerichtet wurden. Auch in dieser Sache wurde ich wieder vernommen, hatte aber bereits meinen Stellungsbefehl für den Einsatz an der Westfront und kam so an Schlimmerem vorbei. Ich bin auch heute noch davon überzeugt, daß Ludin, der immer noch SA-Gruppenführer war, seine schützende Hand über mich gehalten hat.

wir selbst: Kommen wir nun zur Nachkriegszeit. Wir wissen, daß die Spaltungspolitik Adenauers, den man ja den Kanzler der Alliierten nannte, in erster Linie verantwortlich war für die Einbindung der Bundesrepublik in das westliche Bündnis und in der Folge somit für die fortbestehende Teilung Deutschlands. Unter diesen Folgen haben wir noch heute zu leiden. Wir wissen, daß Sie von Anfang an gegen diese verhängnisvolle Adenauer-Politik eingetreten sind und dafür auch wieder politisch verfolgt wurden. Können Sie uns darüber etwas erzählen?

R.S.: Nach dem Krieg kam ich zunächst in ein amerikanisches Gefangenenlager, in ein regelrechtes Hungerlager. Dort erkrankte ich an der Ruhr und wäre dabei beinahe eingegangen. Nach meiner Entlassung wurde ich Staatssekretär im bayerischen Landwirtschaftsministerium. In dieser Zeit habe ich dann erlebt, wie die Münchener Ministerpräsidentenkonferenz stattfand. Bei dieser Ver-fassungsgebenden Versammlung ging es um die Präambel. In der Präambel sollte stehen, daß, wenn es zu einer gesamtdeutschen Reichsverfassung käme, alle Bestimmungen der bayerischen Verfassung, die im Widerspruch zur Reichsverfassung stehen, zurücktreten sollten. Dies nach dem alten Grundsatz „Reichsrecht bricht Landesrecht“. Dagegen tobte der sozialdemokratische Ministerpräsident Högner und natürlich auch die gesamte CSU. Eine Ausnahme bildete Dehler von den Demokraten und wir, die Kommunisten. Wir waren damals mit 12 Mandaten in der Ver-fassungsgebenden Versammlung. Nachzutragen ist, daß ich 1945 in die KPD eingetreten bin. Interessant war nun, nachdem die Periode der Vorberatungen für die Gesetzgebung, also die Formulierung der Artikel der bayerischen Verfassung stattgefunden hatte, in der letzten Lesung im Plenum, kam der Högner mit einem Zettel und sagte, daß wir noch eine Übergangsbestimmung einfügen müßten, weil die Amerikaner wünschten., daß noch etwas mit aufgenommen werden müsse: Wenn es innerhalb eines Teiles Deutschlands, nämlich der westlichen Besatzungszonen, zu einem Bundesstaat käme, dann sollten die Bestimmungen der bayerischen Verfassung gegenüber der Verfassung des Bundesstaates zurücktreten. Das war 1946, also bereits zu dieser Zeit war der Kurs in Richtung auf einen Bonner Separatstaat festgelegt. Der zweite Schritt in diese Richtung war dann Anfang 1947 die bereits erwähnte Münchener Ministerpräsidentenkonferenz, wo die Vertreter der Sowjetzone, wie sie damals mit Recht noch hieß, gegenüber den westlichen Besatzungszonen mit dem gebundenen Mandat kamen, nur über Voraussetzungen für die Einheit Deutschlands zu sprechen, also über die Voraussetzungen von Wahlen zu einer gesamtdeutschen Nationalversammlung.

Die westlichen Vertreter kamen mit dem gebundenen Mandat, nicht über ein solches Thema zu reden, sondern nur über Erleichterungen der Postverbindung, der Ernährung, des Verkehrs usw. An dieser Differenz ist diese Konferenz gescheitert. Als Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium wurde ich von den Amerikanern bald wieder gefeuert, weil ich schon einmal gegen eine Besatzungsmacht opponiert hatte und damals, in der Zeit der französischen Besatzung nach dem Ersten Weltkrieg, zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden war. Allerdings hatte ich mit dem Landwirtschaftsminister Baumgartner immer noch Kontakt. Baungartner bekam eine Einladung vom Ernährungsminister des Landes Thüringen, über gesamtdeutsche Fragen zu sprechen. Ich fuhr mit hin. Der russische General Kolessnischenko empfing die Delegation und meinte. daß man nun unbedingt eine neue gesamtdeutsche Verhandlungsrunde anstreben müsse.

Wir fuhren dann auch nach Berlin. wo ich von Ulbricht empfangen wurde, der mir warnend vorhielt aufzupassen, die Einheit Deutschlands nicht aus den Augen zu verlieren. Ulbricht wörtlich: „Die im Westen wollen die Einheit Deutschlands nur auf der Grundlage ihres Systems.“ An den weiteren Gesprächen des Minister Baumgartners war ich dann nicht mehr beteiligt. Soweit diese Episode.

wir selbst: Aber Sie waren auch weiterhin noch gesamtdeutsch aktiv, zumindest im Gesamtdeutschen Arbeitskreis für Land- und Forstwirtschaft.

R.S.: Ja. diesen Arbeitskreis haben wir nach unserer Reise gegründet mit dem Ziel, gesamtdeutsche Beziehungen auf dem Gebiet der Land- und Forstwirtschaft herzustellen. Übrigens, nebenbei gesagt, war auch die FDJ damals geamtdeutsch orientiert. Gegründet wurde unser Arbeitskreis Ende 1947 in Frankfurt unter Beteiligung des Agrarwissenschaftlers Mitscherlich aus der DDR. Allerdings wurden unsere Kontakte mit den Kollegen aus dem Osten damals von den Amerikanern verhindert, die uns keine Einreisegenehmigung in den Ostsektor gaben. Man kann sagen, daß der Westen bewußt diese gesamtdeutschen Beziehungen blockierte. Aber trotz Verbot sind wir natür-lich doch recht oft rüber gefahren. Schließlich kam es sogar zu einem Verbot dieses Arbeitskreises im Westen mit der Begründung, daß es sich dabei um eine sowjetische Tarnorganisation handele. Ebenso wurde die FDJ verboten.

wir selbst: Soweit wir unterrichtet sind, waren Sie dann auch in einer Soldatengruppe aktiv, die sich gegen die Wiederbewaffnung und gegen den Eintritt der BRD in die NATO einsetzte.

R.S.: Ja, das war noch vor den Pariser Verträgen. Da waren eine ganze Reihe von ehemaligen Kameraden aus der alten Reichswehr dabei, die sich alle gegen die Wiederbewaffnung aussprachen. Aber für Euch dürfte noch interessant sein, daß die KPD ein Programm zur nationalen Wiedervereinigung Deutschlands herausgebracht hat. Ich war in der Programmkommision, zusammen mit Max Reimann und Grete Thiele. Unter anderem stand in diesem Programm, daß der Weg zur Wiedervereinigung Deutschlands frei wird durch den revolutionären Sturz des Adenauer-Regimes. Diese Formulierung gab Anlaß, dieses Programm als hochverräterisch zu erklären und zunächst einmal die Verteiler zu verhaften. Das Programm wurde 1952 veröffentlicht. Darauf wurden die Urheber des Programms verhaftet, mich steckte man 1954 in Untersuchungshaft. Nach kurzer Zeit wurde ich wieder entlassen, und 1956 war dann der Prozeß, bei dem ich zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Die KPD wurde im selben Jahr verboten: erstens wegen ihres Bekennt-nisses zum revolutionären Marxismus-Leninismus und zweitens wegen dieses Pragramms, weil dieses Programm den Aufruf zu einer revolutionären Handlung enthielt. Mein Strafmaß ging noch ein halbes Jahr über das hinaus, was der Generalbundesanwalt beantragt hatte. Nach einer öffentlichen Protestwelle kam es zu einer Strafaussetzung auf Bewährung. Die Bewährungszeit war auf 4 Jahre bemessen. Hier in einer Lokalzeitung, an der ich mitarbeitete, haben wir dann in einer Faschingsnummer den Strauß durch den Kakao gezogen. Damit war der Straftatbestand der Be-leidigung erfüllt, was zur Folge hatte, daß ich wieder einmal verhaftet wurde und in Landsberg meine Strafe absitzen mußte.

wir selbst: Nachdem die damaligen Bemühungen um eine gesamtdeutsche Lösung gescheitert waren und das Adenauer-Regime nicht gestürzt werden konnte, erleben wir heute eine Rüstungspolitik ohne gleichen. Mit Kohl und Reagan sind ausgesprochene Kreuzzugspolitiker an die Macht gekommen. In diesem Jahr steht uns die Raketenstationierung in der BRD bevor, wodurch nach unserer Meinung die Gefahr eines Atomkrieges enorm erhöht wird, an dessen Ende die Vernichtung des gesamten deutschen Volkes stehen kann, denn die Hauptkampflinie geht mitten durch unser Land. Welche Bedeutung messen Sie der Friedensbewegung bei?

R.S.: Ich sehe in diesem Zustand die Fortsetzung eines Verhängnisses, des Verhängnisses, das bereits in der Weimarer Republik begann, mit der faschistischen Diktatur und dem Krieg fortgesetzt wurde, sich weiterentwickelte mit der Besetzung Deutschlands durch die Besatzungsmächte und, nachdem es nicht gelungen ist, diese Besatzungsmächte durch freie Wahlen in ganz Deutschland wegzubekommen, einen Friedensvertrag mit und für ganz Deutschland zu schließen, heute fatale Auswirkungen hat. Es wirkt sich besonders gefährlich aus, weil die Vernichtungsmaschinerie heute entsetzliche Ausmaße angenommen hat und die von ihnen angesprochene Raketenstationierung die atomare Konfrontation schafft, wenn die Stationierung nicht verhindert werden kann. Um die Stationierung zu verhindern, muß man die Friedensbewegung unterstützen, und zwar unabhängig von unterschiedlichen politischen Auffassungen oder weltanschaulichen Differenzen. Die Sowjetunion hat ihrerseits die Bereitschaft erklärt, abzurüsten und, nach meiner Meinung am klarsten durch Sarkladin, der im September 1979 in einem Spiegel-Interview die Bereitschaft zur vollständigen atomaren Abrüstung erklärt hat, natürlich unter der Voraussetzung, daß der Westen sich ebenfalls zur Vernichtung aller Atomwaffen bereiterklärt. Es ist zudem ein Faktum, daß die Sowjets bisher, im Gegensatz zu den Amerikanern, keine Atomwaffen eingesetzt haben. Ich bin überzeugt davon, daß sich die Erkenntnis durchsetzen wird, daß in der heutigen Zeit keine Atomwaffen eingesetzt werden können, ohne den gesamten Planeten zu vernichten.

wir selbst: Glauben Sie nicht auch, daß durch ein stärkeres Anwachsen der Friedensbewegung sich die Chance vergrößert, daß sich die beiden deutschen Staaten BRD und DDR annähern könnten, vielleicht sogar die deutsche Einheit wieder in den Bereich des Realen rückt?

R.S.: Zunächst glaube ich, daß sich der Frieden nur erreichen läßt, wenn man den Bestand der vorhandenen Waffen reduziert und in Europa friedlich Koexistenz praktiziert, das heißt für uns, gute nachbarschaftliche Beziehungen zur DDR herzustellen. Ich bin nicht der Meinung, daß man die Staatlichkeit der DDR, jetzt, nachdem sie existiert, einfach auflösen kann. Im Gegenteil, ich würde in der Anerkennung dieser Existenz eines sozialistischen Staates auf deutschem Boden einen Schritt in Richtung auf Entspannung sehen, weil wir zur Zeit den Zustand haben, daß durch die Ostverträge und den Grundlagenvertrag die DDR formell anerkannt ist als Staat, aber de facto dennoch keine Anerkennung besteht.

Es gibt immer noch keine Staatsbürgerschaft der Menschen in der DDR, die von der heutigen Bundesregierung anerkannt wird. Das ist um so widersprüchlicher, als ja diese beiden Staaten erst aufgrund der Politik der Bundesrepublik entstanden sind. Wenn sich die Politik der Kommunisten durchgesetzt hätte, wären diese beiden deutschen Staaten nicht entstanden. Nun aber, da sie existieren, und die da drüben eine sozialistische Veränderung in Gang gesetzt haben, zumindest die Macht des Kapitals entmachtet haben, zumindest keine Erwerbslosen haben, zumindest die Jugendlichen unterbringen können und sie nicht dem Hasch ausliefern, da ist es nicht richtig, die selbstständige Existenz der beiden Staaten abzulehnen. Vielmehr meine ich, daß man die Ursachen dieser Spaltung, nämlich die Interessen des großen Kapitals, abschaffen sollte. Und wenn sich eine gesellschaftliche Veränderung in Mitteleuropa ergibt, das hat ja Honecker eindeutig gesagt, dann stellt sich die Deutsche Frage neu.

Wenn sich die Militärpakte einmal auflösen sollten, und ich befürworte das, dann könnte jener, schon von Walter Ulbricht entwickelte Gedanke einer deutschen Konföderation wieder aufgegriffen werden. Aber als Kommunist muß ich sagen, daß ich den Weg zur Wiedervereinigung Deutsch-lands nur über die Brechung der Macht des Kapitals sehe. Und noch eines muß ich Ihnen sagen: ich habe mich mein ganzes Leben für die Sache der Nation eingesetzt und tue es noch heute. Aber bei der heutigen technischen Entwicklung sehe ich die Idee der Nation in der Zukunft nur in der Einbettung in eine weltweite, international organisierte Kraft. Anders werden die ökonomischen und ökologischen Zukunftsfragen nicht zu lösen sein.

Daten aus dem Leben des Richard Scheringer Ein Leutnant der Reichswehr, der sich als nationalrevolutionärer Deutscher zusammen mit den Kommunisten gegen die Nazis stellt – das war im Jahr 1931 einfach ungeheuerlich, im Grunde gar nicht zu glauben. Denn das Offizierskorps galt als gesicherter Hort rechtsgläubiger sogenannter „nationaler“ Tradition, abgeschottet von allen Regungen der Arbeiterbewegung. Wo kommt so einer her und wo entwickelte er sich hin, der das gewagt hat? Nachstehend einige Daten aus dem Leben des Richard Scheringer:

10.03.1923, Zerstörung der Gutenberg-Druckerei in Koblenz

10.03.1930, Verhaftung Richard Scheringers wegen des Verdachtes hochverräterischer Unternehmungen

07.10.1930, Verurteilung wegen Hochverrats zu eineinhalb Jahren Festungshaft

Februar 1931, Scheringer entlarvt in persönlichen Gesprächen auf einem Hafturlaub die führenden Nazigrößen

18.03.1931, Scheringer-Erklärung zur nationalen und sozialen Befreiung im Reichstag verlesen. Januar 1939, Verhör Scheringers im Prozeß gegen Niekisch, Drexel, Tröger und Genossen.

Februar 1943, Polizeiaktionen auf dem Dürrnhof in Zusammenhang mit den Aktivitäten der „Weissen Rose“

Frühjahr 1947, Gründung des „Gesamtdeutschen Arbeitskreises für Land- und Forstwirtschaft Monate später: Verhaftung Scheringers auf einem gesamtdeutschen Bauerntreffen in Eisenach durch sowjetische Besatzungssoldaten, weil er dort äußerte, daß diesseits und jenseits der Zonengrenze der deutsche Maienwald sei, und daß er, um nach Eisenach zu kommen, die Posten zweier Besatzungsmächte habe unterlaufen müssen und man Schluß machen müsse mit dem Unsinn.

1954, Verurteilung wegen eines „Programmes zur nationalen Wiedervereinigung Deutschlands“ in der BRD.

Ein Kommentar zu “Vom Reichswehrleutnant zum Kommunisten – Interview mit Richard Scheringer (1983)

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: