von Werner Olles
Zeitschrift Tumult: über die Taschenspielertricks der „offenen Gesellschaft“
Zeitschriftenkritik: Tumult
Als „Pluralismus des Abgeschmackten“ bezeichnet Herausgeber Frank Böckelmann in seinem Vorwort zur Frühjahrs-Ausgabe 2021 von „Tumult“, der „Vierteljahresschrift für Konsensstörung“, die mit einem Taschenspielertrick als Schutzherrin der Vielfalt auftrumpfende „offene Gesellschaft“. Tatsächlich zähle sie nur „Gleiche und Tolerante“ zu den Vielen: „Blendet man aber bei Deutschen und Türken, bei Katholiken und Sunniten und bei Schürzenjägern und Knabenliebhabern das Überschwängliche und Unleidliche aus, hat man nur noch theatralische Repräsentanten vor sich“. Doch schreite im Geiste der Kampagnen des „Woke Capital“ die kulturelle Einebnung auf Erden stürmisch fort. Quotenregelungen setzten sich sogar auf den Besetzungslisten der TV-Produktionsfirmen und bei der Auswahl von Kriminalstoffen durch: Es herrsche strikte Rechtfertigungspflicht unter Demokraten. Pathetischer Minderheitenkitsch, Toleranz und Vielfalt entpuppten sich als „Wegbereiter einer vormundschaftlichen Weltordnung, die aufräumt mit nationaler Halsstarrigkeit“. Am Ende stehe „die digitale Zusammenschaltung unserer Gehirne“, die ausschließlich einvernehmliche Gedanken teilen.

Der Literaturwissenschaftler Peter J. Breuner beschreibt das Corona-Regime der Bundesregierung als „Aneinanderreihung einer so beachtlichen Anzahl von schwerwiegenden Fehlleistungen, daß es auch den Qualitätsmedien nicht verborgen bleiben konnte“. Vom lange bestrittenen Schutzeffekt einer „Maskenpflicht“ und dann deren brachiale Durchsetzung, für die wiederum die Bundeswehr ein Transportflugzeug in der Ukraine anmieten mußte, um die Masken aus China heranzuschaffen, über das Scheitern der Corona-App, der Überforderung der 380 deutschen Gesundheitsämter, der ernüchternden Ahnungslosigkeit des RKI, der irrlichternden Lockdown-Politik bis zum Impfchaos um die Jahreswende, ergab sich das Bild einer „orientierungslosen Regierung und einer funktionsuntüchtigen Verwaltung“. So blieb nur der Rückgriff auf das „Repertoire eines Notstandsregimes“, das den kalten Hauch der DDR durch das Land wehen ließ. Über DDR-Maß hinaus ging das von der Berliner Infektionsschutzverordnung verhängte Verbot des Singens in geschlossenen Räumen. Doch gebe es den Staat, der diese Ordnungsmacht ausüben und Risiken beherrschen könnte, nicht mehr. Ein schönes Beispiel dafür sei die Mitteilung des Bundesamtes für Migration vom Mai 2020, nach der über 416.000 „Flüchtlinge“ in Deutschland das Geburtsdatum 1. Januar haben. Die Praxis der Personenstandsverwaltung erlaube jedem, der einmal seinen Paß entsorgt habe, seinen Geburtstag frei zu wählen, auch über das Geburtsjahr kann ebenso beliebig verfügt werden, wie über den Geburtsort, das Herkunftsland oder das Geschlecht. So entstehe eine „behördliche Lügenwelt“, von der Wissenschaft und den Mainstreammedien gefördert und umjubelt: Die marxistische Prophezeiung vom Absterben des Staates verkomme so zum „zerschlagenen und gelähmten Staat, (der) zum Manövrierfeld globaler Hasardeure wird, die überall ihre willigen Vollstrecker finden“. Doch falle „Panikstimulation statt Krisenkommunikation“ in Deutschland auf besonders fruchtbaren Boden durch die Mobilisierung der Angstkultur seit der Friedens- und Umweltbewegung der 1970er Jahre. Heute werde speziell in der Klimadiskussion die Panikbereitschaft als politische Tugend gefeiert, „unter deren Schutzschild unreife Halbwüchsige von den durchinfantilisierten politischen und Wirtschaftsführern der westlichen Welt als Heilsbringer umjubelt werden“. Warum erwachsene Menschen sich in dieser Weise von Pubertierenden zum Narren machen lassen und politisch korrekten Brachialkitsch goutieren, bleibt wohl ewig ein Rätsel.
Der Historiker und Soziologe Friedrich Pohlmann sieht zwar „Widerstand im Reich der großen Lüge“, doch habe sich die in alle Ritzen der Gesellschaft eingedrungene „Phraseologie des humanitaristischen Moraluniversalismus“ als giftiges Lügengewebe entpuppt, um die willige Mithilfe der Bevölkerung mittels konditionierender Indoktrination eines Sprachregimes an ihrer eigenen Entmachtung und schließlichen Ersetzung im „großen Austausch“ durchzusetzen. Das als „bösartige Überwältigung“ empfunden politisch gewollte Eindringen von Millionen kulturfremder junger Männer über die ungesicherten deutschen Grenzen habe als psychische Antriebe des Widerstandswillen, Zorn, Empörung, Verachtung und Ekel bis zum Haß mobilisiert: „Im moralischen Ekel kulminiert Verachtung. Seine Ableitung vom physischen Ekel, dessen Inbegriff Erbrechen ist, zeigt, daß er eine Reaktionsform gegen Personen ist, in den „Speichelleckerei“ und Heuchelei zusammenfließen; gegen Kreaturen vom Schlage eines Haldenwang oder Maas oder gegen die vielen lobhudelnden Schreiberlinge eines Regimes, dessen klarste Verkörperung auf unterer Ebene der Denunziant ist. Ihnen gegenüber wird schon ein vorgestellter Händedruck als Beschmutzung erfahren“. Wenn die Lüge als charakterischste Sprachäußerung der Macht empfunden werde, wachse dem Haß eine „quasi metaphysische Tiefenschicht zu“, denn, so Arnold Gehlen in „Moral und Hypermoral“: „Teuflisch ist, wer das Reich der Lüge aufrichtet und andere Menschen zwingt, in ihm zu leben. Er stiftet das Reich der Verrücktheit, denn es ist Wahnsinn sich in der Lüge einzurichten“. Zwar stimuliere entgrenzter Haß Erniedrigungs- und Gewaltphantasien und dürfe nicht gewollt werden, aber der „gezügelte“, von Gewaltwünschen gereinigte Haß lasse sich unter den gegenwärtigen Bedingungen sehr wohl gutheißen. So war beispielsweise der Verfassungsschutz nie ein neutrales Organ, nach Besetzung seiner Spitze mit einem Lakaien jedoch zum „vollständig willfährigen Instrument einer Exekutive geworden, gegen die er eigentlich vorgehen müßte“. Da die politische Korrektheit mittlerweile eine Vielzahl von Themenfeldern wie Migration, EU, Euro, Klima, Geschlechterverhältnis, Geschichtspolitik, Corona fest im Griff habe, sollte „Widerstand“ im und gegen das Reich der großen Lüge eine Gegen-Sprache kultivieren gegen die argumentationsunwillige Regime-Sprache, die „inhaltliche Kontur primär als Widerpart der Leitideen des humanitaristischen Universalismus“ betone.
Der vom „Konflikt Magazin“ übernommene Beitrag „Von der Anklage hin zur Kritik“, setzt sich mit dem Artikel „Zwei Ideen fusionieren“ von David Engels auseinander. Engels zeichnet hier die Vision eines vollendeten Globalismus, in welchem eine kleine Kapitalelite über eine eigentums- und machtlose Masse herrscht. Tatsächlich sei „der angepeilte Weltstaat jedoch nicht Resultat einer ideologischen Konvergenz von Liberalismus und Sozialismus, sondern notwendiges Endergebnis eines anhaltenden kapitalistischen Strukturwandeln“, seit global agierende Konzerne wie Google, Amazon, Facebook oder Ikea ein „kulturell wie politisch links verankertes Weltbild“ propagierten, dessen moralische Werte etwa Toleranz, Multikulturalismus und Gleichberechtigung umfaßten. Die Regenbogenflagge sei somit zu einem Sinnbild neoliberal-globalistischen Hegemoniestrebens geworden und schmücke zu Recht die Botschaften westlicher Staaten in Moskau oder Bagdad.
Der Germanist und Philosoph Rainer Hackel beschäftigt sich in seinem Essay „Ernst Jünger in Afrika“ mit den Tagebuchaufzeichnungen Jüngers aus Schwarzafrika und den „Afrikanischen Spielen“. Vor allem in seinen Tagebüchern vertrat der berühmte Autor durchaus kulturrelativistische Positionen und schilderte magische Praktiken, Besessenheit und sogar Menschenopfer, ohne sie zu rationalisieren oder als Aberglaube abzutun. Als er in einem Dorf in Liberia zum Ehrenhäuptling ernannt wird und der Superintendent betont, daß die Ehrung einem Veteranen zweier Weltkriege verliehen werde, kommentiert Jünger dies mit den Worten:“ Um so etwas zu hören, muß man zu den Mohren gehen“. Bei all seinem Unbehagen und seiner Kritik an der westlichen Welt läßt er aber keinen Zweifel daran, daß die Afrikaner den Europäer zum Vorbild erkoren haben, anstatt im Sinne der historisch gewordenen Negritude ihrem „Nomos“ zu folgen: „Für Jünger wäre sowohl die Angleichung afrikanischer Kulturen an die von digitalem Nihilismus und gesellschaftlicher Atomisierung geprägte westliche Welt als auch die zu erwartende Völkerwanderung von kulturell entwurzelten Menschen verhängnisvoll – führte beides doch in den Malstrom der Seinsvergessenheit und schließlich zur Implosion der Weltgesellschaft“.
Während Konrad Adam den Verlust des schönen Geschlechts als Resultat der feministischen Ideologie, des Egalitarismus und der Gleichheitssprogramme beklagt, die inzwischen sogar die Streitkräfte erfaßt haben und alle Welt darauf wartet, daß „eine Oberkommandierende ihre Männer ins Feuer schickt“, habe die angeblich so prüde, frauen- und sexualfeindliche Kirche, lebenserfahren wie sie war, der natürlichen Sinnlichkeit und Schönheit glücklicherweise nie ganz abgeschworen und das rigorose Bilderverbot des Alten Testament ignoriert. Nachzutragen sei nur noch, daß die Emanzipation das kinderlose Ehepaar hervorgebracht habe, was beweise, daß die Emanzipationsbewegung offensichtlich unfruchtbar war und daher keine Zukunft habe, ihre Ziele jedoch leider längst erreicht habe.
Der in Taiwan als Übersetzer lebende Marius R. Winter lobt Trumps Außenpolitik, die die Gefährlichkeit des imperialen Machtanspruchs Chinas erkannt, und der im Gegensatz zu seinem völlig überschätzten Vorgänger eine realistische Vorstellung von den Blutbädern und Verbrechen der KPCh gehabt habe. In Deutschland und Europa hat sich China hingegen bereits festgesetzt und versucht sein Zensurwesen hierher zu exportieren. Wer sich freundlich über den Dalai Lama oder Taiwan äußere, den treffe der Bannstrahl und die bösartigen Drohungen Pekings, wozu auch die Geschlossenheit zwischen Partei und Volk beitrage. Die muslimischen Uiguren in Xinjang hatten schon unter Mao schlimm zu leiden, doch seit zwei Jahrzehnten versucht das Regime mit brutalen Methoden ihre Religion, Kultur und Sprache konsequent auszulöschen. Der Widerstand gegen diese Unterdrückung sei kein Terrorismus, sondern Selbstverteidigung. Trumps Unterstützung für die unabhängige Demokratie Taiwan, wurde von den Taiwanern sehr geschätzt, fand jedoch in Deutschland kein Verständnis, weil man hier einfach nicht wahrhaben will, daß die Welt kein friedlicher Ort ist. Für Taiwan ist Pazifismus hingegen Selbstaufgabe gegenüber dem kommunistisch-imperialistischen Aggressor, der im Falle einer Übernahme der Insel Massaker ungeahnten Ausmaßes verüben und eine ganze Kultur restlos vernichten würde.
Der Medizinhistoriker und Verleger Armin Geus analysiert den Koran und die Scharia und verweist auf den Staatsrechtler Schachtschneider, der schon vor zehn Jahren deren generelle Unvereinbarkeit mit dem Grundgesetz festgestellt habe. In seinem pathographischen Essay „Die Krankheit des Propheten“ hatte Geus bereits den maßlosen Größenwahn, die Gewaltexzesse, Racheorgien und sadistischen Obsessionen des sogenannten Propheten beschrieben“ und seine pädosexuellen Neigungen, Lügen und dämonischen Besessenheiten als Krankengeschicht eines vom Wahnsinn gezeichneten Mannes gedeutet. Seiner Diagnose, die Krankheit des Propheten sei eine chronisch verlaufene paranoid-halluzinatorische Schizophrenie gewesen, werden die meisten Muslime gewiß nicht zustimmen, sollte Andersgläubige jedoch nicht davon abhalten, die nur um Wählerstimmen der Mohammedaner besorgten linken Parteien und versöhnungsbedürftigen Moderatoren mit den glaubwürdigen Erkenntnissen des Autors zu konfrontieren.
Kontakt: tumult.bestellen@t-online.de Das Einzelheft kostet 10 Euro, ein Jahresabo 40 Euro. Hier kann man das aktuelle Heft direkt bestellen: http://www.tumult-magazine.net

Werner Olles
Werner Olles, Jahrgang 1942, war bis Anfang der 1980er Jahre in verschiedenen Organisationen der Neuen Linken (SDS, Rote Panther, Jusos) politisch aktiv. Nach grundsätzlichen Differenzen mit der Linken Konversion zum Konservativismus und traditionalistischen Katholizismus sowie rege publizistische Tätigkeit in Zeitungen und Zeitschriften dieses Spektrums. Bis zu seiner Pensionierung Angestellter in der Bibliothek einer Fachhochschule, seither freier Publizist.