30 Jahre Mauerfall – eine Rückblende

von Werner Olles

30 Jahre Mauerfall – eine Rückblende

In meiner Heimatstadt Frankfurt am Main war der Tag des Mauerfalls für die im Römer herrschende Koalition aus SPD und Grünen ein Tag der Trauer. Genauso wurde er auch zelebriert, man nahm ihn nicht einmal zur Kenntnis. Für die Sozis und die damals noch linksradikalen Grünen war mit dem Fall der Mauer und dem bevorstehenden Ende der DDR ein Traum zu Ende gegangen. Das „bessere“, weil „antifaschistische“ und sozialistische Deutschland verschwand im Orkus der Geschichte, wenngleich die Mauermörder-Partei SED sich flugs in PDS umlog, das von den DDR-Bürgern erpresste und gestohlene Partei-Vermögen in Schweden in Sicherheit brachte und erfolgreich auf liberale, bürgerliche Toleranz vertrauend weiterhin ihr Unwesen trieb. Inzwischen betreibt ein ehemaliger MfS-Spitzel einen privaten „Verfassungsschutz“, obwohl die BRD keine Verfassung hat, und das Grundgesetz 1949 völlig zu Recht von Bayern und der KPD abgelehnt wurde.

Persönlich erlebte ich den Mauerfall vor dem Fernsehapparat nicht ohne ein gewisses Gefühl des Triumphes, denn wir Nationalrevolutionäre hatten es kommen sehen, und die belämmerten Gesichter meiner linken Kollegen entschädigten für so manche saudummen Kommentare bezüglich meiner Überzeugung, daß eine Wiedervereinigung unvermeidbar sei. Ich erinnere mich an eine Kollegin, die weinend an ihrem Schreibtisch saß und es einfach nicht glauben konnte oder wollte, daß ihre jahrelange Lebenslüge so ein jähes Ende genommen hatte. Daß wir es der Linken und den Grünen erlaubten, den politischen Diskurs auch weiter zu bestimmen, war ein großer Fehler. Der Mauerfall und das schmähliche Ende des SED-Unrechtsregimes, aber auch der gesamte „Anschluß“ bzw. Beitritt zum BRD-Grundgesetz, hätte zum Anlaß genommen werden müssen, sich ernsthaft mit dem Gedanken eines neutralen Gesamt-Deutschland auseinanderzusetzen und nachdem das Joch der Sowjetunion abgeschüttelt war, auch den Vasallenstatus eines US-Protektorats in Frage zu stellen und vor allem die erzwungene Mitgliedschaft in der EU strikt abzulehnen. Doch wurde darüber nicht einmal innerhalb der „Rechten“ diskutiert.

Werner Olles

Werner Olles, Jahrgang 1942, war bis Anfang der 1980er Jahre in verschiedenen Organisationen der Neuen Linken (SDS, Rote Panther, Jusos) politisch aktiv. Nach grundsätzlichen Differenzen mit der Linken Konversion zum Konservativismus und traditionalistischen Katholizismus sowie rege publizistische Tätigkeit in Zeitungen und Zeitschriften dieses Spektrums. Bis zu seiner Pensionierung Angestellter in der Bibliothek einer Fachhochschule, seither freier Publizist.

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