Europa neu denken – jenseits der Blöcke

Kommentar von Hanno Borchert


Europa neu denken – jenseits der Blöcke

Die Idee eines wirklich souveränen Europas ist aktueller denn je. Nach Jahrzehnten der Westbindung und inmitten neuer geopolitischer Spannungen wächst das Bedürfnis, Europa aus der Rolle des Juniorpartners der USA zu befreien, ohne dabei in die Abhängigkeit anderer Mächte wie Rußland oder China zu geraten. Was gebraucht wird, ist ein Europa, das auf Augenhöhe mit allen Akteuren agiert, seine Interessen selbst definiert und sich nicht in die Logik der Machtblöcke einordnen läßt.

Ein solches Europa wäre wirtschaftlich und militärisch eigenständig, aber weder aggressiv noch imperial. Es würde seine Beziehungen nach Prinzipien der Gegenseitigkeit und des Respekts gestalten, mit den USA ebenso wie mit Rußland, China, den BRICS-Staaten oder dem afrikanischen Kontinent. Seine Stärke läge nicht in Dominanz, sondern in Vielfalt: in der kulturellen und historischen Tiefe seiner Völker und Nationen, die gemeinsam handeln, ohne ihre Identität aufzugeben.

Diese Vision steht in der Tradition eines europäischen Souveränismus, wie ihn schon Charles de Gaulle andeutete, ein „Europa der Vaterländer“, das nicht gegen andere gerichtet ist, sondern für sich selbst steht. Es ist ein Gegenentwurf zu einer technokratisch-autoritär verengten EU und zu neuen imperialen Träumereien, gleich welcher Herkunft.

Europa muß lernen, sich selbst zu genügen – frei, solidarisch und unabhängig. „Wir selbst sein“ ist keine nostalgische Parole, sondern eine notwendige Zukunftsformel.

Foto von Tahmeed Ahmad auf Unsplash

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Hanno Borchert

Hanno Borchert

Hanno Borchert, geb. 1959, Cuxhavener Jung von der Elbmündung. Schon in jungen Jahren wurde durch die Weltenbummelei (Südtirol, Balkan, Skandinavien, Indien, Iran, Indonesien u.a.) die Beigeisterung für die Sache der Völker geweckt.

Ausgebildeter Handwerkergeselle mit abgeschlossenem Studium der Wirtschaftswissenschaften. Bücherwurm seit Kindheitstagen an, musiziert und malt gerne und beschäftigt sich mit der Kunst des Graphik-Designs.

„Alter Herr“ der schlagenden Studentenverbindung „Landsmannschaft Mecklenburgia-Rostock im CC zu Hamburg“. Parteilos. Ist häufig auf Konzerten quer durch fast alle Genres unterwegs. Hört besonders gerne Bluegrass, Country, Blues und Irish Folk. Großer Fan des leider viel zu früh verstorbenen mitteldeutschen Liedermachers Gerhard Gundermann.

Redakteur der alten wie neuen „wir selbst“, zwischendurch Redakteur der „Volkslust“.

Hier finden Sie die Druckausgaben der Zeitschrift wir selbst, Nr. 55/1-2024 und 54/1-2023:

Die beiden Druckausgaben des Jahres 2022 unserer Zeitschrift sind auch noch erhältlich:

2 Kommentare zu „Europa neu denken – jenseits der Blöcke

  1. Kurz und bündig:

    Vor dem „kalten Krieg“ wäre niemand auf die Idee gekommen,daß Rußland nicht zu Europa gehört. Die „Heilige Allianz“ wider den Revolutionsexportsversuch Frankreichs war ein Bündnis Preußens, Österreichs und Rußlands,Die EWG, später umfirmiert zur EU im Bund mit der Nato definierte erst „Westeuropa“ als das wahre Europa, das Osteuropa zu befreien , dabei Deutschland klein zu halten und Rußland rauszuhalten habe, damit dieses Europa dann von den USA beherrscht werden kann. Die Einheit der EU/Nato ist nur die gemeinsame Feindschaft gegen den Osten bis 1989, jetzt nur noch gegen den Restfeind Rußland. Gäbe es diesen Feind nicht mehr. löste sich die Einheit auf in die diversen Nationalinteressen. Zu beachten ist dabei, daß eine wichtige Aufgabe der EU und der Nato das Kleinhalten Deutschlands ist

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  2. Ja, so sehen wir es doch alle.
    Aber auch ein vaterländisch geprägtes Europa, was noch Zukunftsmusik ist, mit geeinter zentraler militärischer Führung, würde weltweit nur noch eine dritt- oder nur viertrangige Rolle in der Welt spielen, ganz im Gegensatz zum verstrittenen Europa zu Anfang des 20. Jahrhunderts, wo es weltweit in jeder Hinsicht militärisch und wissenschaftlich in allen Lebensbereichen ganz vorn stand und das preußisch geprägte Deutsche Reich noch die erste Geige spielte.  Es war einmal…………

    Z.Zt. macht Europa jedenfalls nur eine erbärmliche Figur, wenn es mit Chips aus China versorgt werden muß, welches so gar nicht unsere hochmoralischen Werte teilt.
    Ulrich Behrenz

    Das weltweit mächtige, aber zerstrittene Europa
    bevor es 1914 unterging

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