Vom schwindenden Gefühl, zu Hause noch daheim zu sein.

Von André Hagel

Vom schwindenden Gefühl, zu Hause noch daheim zu sein.

Anmerkungen zu einem Bundeskanzlerwort und hysterischen Reaktionen hierauf

Früher, in der DDR, gab es Stadtbilderklärer. Andernlands hießen sie Fremdenführer, heute nennt man sie neudeutsch Touristenguides. Die Stadtbilderklärer in Weimar, Gera, Jena und anderswo erklärten neben Historischem und Ortskulturellem Stadtbilder, die Besuchern aus dem anderen Teil Deutschlands allerdings doch sehr verwandt und daher gar nicht unbedingt so sehr erklärungsbedürftig vorkamen. Abgesehen natürlich von realsozialistischen Verlotterungen, aber dazu wurde ohnehin beflissen geschwiegen.

Heute dagegen sind viele deutsche Stadtbilder sehr erklärungsbedürftig geworden. Nicht nur Touristen aus dem Ausland gegenüber, sondern auch Einheimischen, die viele Ecken und Winkel ihrer eigenen Städte immer weniger wiederzuerkennen vermögen. Und das nicht erst nach Einbruch der Dunkelheit.

Wenn Bundeskanzler Friedrich Merz, wie jetzt geschehen, einen Zusammenhang zwischen dem von ihm angeführten „Stadtbild“ bundesdeutscher Kommunen und der Massenmigration sowie einer Notwendigkeit von Remigrationsmaßnahmen herstellt, so ist ihm rechtzugeben. Der Druck der Massenmigration in das Land hinein, zumal aus dem arabischen Raum und Afrika, hat hier vieles verändert. Zusätzlich zu der Belastung des Sozialsystems, Verwerfungen im Bildungssystem, Irrläufern wie der gerichtlichen Akzeptanz moslemischer Kinderehen, einem Erstarken des aggressiven Antisemitismus‘, dem erschreckend hohen Anteil migrantischer Täter an Rauschgifthandel, Vergewaltigungen, Messerattacken und Terrortaten hat die irreguläre, faktisch illegale Massenmigration Deutschland tatsächlich auch – sagen wir: eine optische Änderung der Erscheinungsweise seiner Städte beschert.

Die anderen Aspekte sind sehr wohl gravierender, existenzieller. Weswegen von den politischen und medialen Promotern und Lautsprechern der Umwandlung Deutschlands durch Massenmigration viel getan wird, die offenkundigen Fakten zu beschönigen, umzuinterpretieren, zu verbiegen und zu vertuschen.

Vor der eigenen Tür, im Stadtbild, aber steht die Veränderung, die ihrem Land geschehen ist, den Bundesdeutschen jeden Tag aufs Neue direkt vor Augen. Der Anblick lügt nicht. Er läßt sich nicht vertuschen, es sei denn, man schaut weg oder verschließt die Augen. Er ist real. Es ist ein Anlick, der verstörend wirkt. Nicht im beschaulichen Tecklenburg vielleicht. Oder in Rothenburg ob der Tauber. Oder in anderen Orten, die noch eine unverbogene, ungebrochene Identität erahnen lassen. Aber fahren Sie mal nach Bad Salzuflen. Vlotho. Osnabrück. Duisburg-Marxloh. Gelsenkirchen. Köln. Berlin. Beschönigende Geister verzeichnen das, was dort zu sehen ist, als kulturelle Vielfalt, akademischer als Diversität, weltläufiger als Internationalität. De facto aber ist es eine Orientalisierung und Afrikanisierung. Doch, ja, eine Entdeutschung. Auch eine Enteuropäisierung. Was es war, schwindet. Was es wird und schon ist, darf einen skeptisch stimmen. Sogar alarmieren.

Ich weiß nicht, wie es Ihnen damit geht, daß man in immer mehr deutschen Städten den Eindruck bekommt, in eine Vorstufe französischer Banlieus geraten zu sein. Ich für meinen Teil kann nur sagen: Ich möchte keine arabisierten, afrikanisierten, frauenverschleierten Stadtbilder, die den Verlust des Eigenen und europäischer Zivilisation markieren und die eben nicht nur optische Landnahme durch fremde Kulturen und Religionsideologien. Und ich halte diesen Wunsch nicht für „extremistisch“, sondern für schlichtweg normal: Man möchte das eigene Land wiedererkennen können, wenn man vor die Haustür tritt.

Für normal halte ich diesen Wunsch nach einem weiterhin erkennbaren Eigenen auch im Sinne eines kulturellen Überlebensinteresses. Es sei denn, man hängt einem nationalen oder kulturellen Masochismus‘ an, wie viele Bundesdeutsche ihn kultivieren – in dieser kruden Selbstverachtung sogar ausnahmsweise einmal besonders stolz auf sich, weil sie ihr stillgehegtes Verschwindenwollen für eine weltvorbildliche weltoffene Haltung halten und nicht für ärmlichen Selbsthaß.

Der Originalbeitrag ist auf der Facebookseite des Autors erschienen.

André Hagel

André Hagel, Jahrgang 1971, ist Redakteur und Autor. Er lebt in Münster, zeitweilig in Graz. Erschienen sind aus seiner Feder Sachbücher ebenso wie belletristische Titel. Außerdem bestreitet er mit seinen Texten Lesungen. Letzte Buchveröffentlichungen: „Eine Form von Intelligenz – Kurz- & Kleingeschichten“ und „Das Leben ist erbarmungslos und selten was dazwischen“ (beide erschienen bei Edition Reklamation).

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5 Kommentare zu „Vom schwindenden Gefühl, zu Hause noch daheim zu sein.

  1. Danke für Ihre klaren Worte, werter Herr Hagel, aber was meinen Sie mit „einem Erstarken des aggressiven Antisemitismus‘“? Doch nicht etwa das beflissene Übersehen dessen, was den Palästinensern angetan wird und unübersehbar das gleiche ist, was uns von den angeblichen Befreiern zugefügt wurde? Sie wissen doch sicher: Die meisten Juden sind keine Semiten, die meisten Palästinenser aber eben schon.

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    1. Die Aussage, die meisten Juden seien keine Semiten, läßt sich m. E. weder historisch noch genetisch stützen. Jüdische Gemeinschaften – ob aschkenasisch, sephardisch oder mizrachisch – haben ihre Wurzeln überwiegend im semitisch-levantinischen Raum. Europäische Einflüsse bei manchen Gruppen stellen eine Ergänzung, nicht eine Aufhebung dieses Ursprungs dar.
      Ebenso besitzen auch die Palästinenser größtenteils levantinische, also semitische, Herkunft.
      Insgesamt läßt sich sagen: Juden und Palästinenser teilen eine gemeinsame, semitisch-levantinische Grundherkunft, auch wenn sich ihre jeweiligen Kulturen und Geschichtspfade über die Jahrhunderte unterschiedlich entwickelt haben.

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  2. Werter Herr Meier,

    was ist dann mit den Khasaren, Arthur Koestlers „Dreizehnter Stamm“? Woher kamen die meisten Juden, die den Staat Israel begründeten? Im übrigen: Wenn also Juden und Palästinenser Semiten sind, was soll dann noch Antisemitismus bedeuten?

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    1. Die sogenannte „Khasaren-These“ ist durch moderne historische und genetische Forschung weitgehend widerlegt. Zwar ist belegt, daß es im mittelalterlichen Khasarenreich eine jüdische Konversion gab, doch genetische Studien zeigen, daß die Aschkenasim, also die größte jüdische Gruppe in Europa, ihren Ursprung überwiegend im Nahen Osten haben, mit einem späteren europäischen Anteil. Von einer „khasarischen Mehrheit“ kann aber keine Rede sein.
      Die meisten Juden, die den Staat Israel nach 1948 begründeten, stammten tatsächlich aus Europa, deren Herkunft aber – trotz Jahrhunderte in der Diaspora – weiterhin im levantinischen Raum verwurzelt ist.

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      1. Na ja, was so alles „durch moderne historische und genetische Forschung weitgehend widerlegt“ oder bewiesen ist, kann sich schnell ändern. Gibt es „die Forschung“ und „die Wissenschaft“ überhaupt? Unterliegen beide nicht seit je der politischen wie religiösen Korrektheit? Sehr aufschlußreich hierzu – unter anderen – das Buch „Sieben Experimente, die die Welt verändern könnten“ von Rupert Sheldrake. Wie auch immer: Es bleibt die Frage, wie gehaltvoll der Begriff „Antisemitismus“ noch ist, wenn Juden und Palästinenser Semiten sind? Vielleicht läßt sich die Rassismus-Keule besser schwingen, wenn der Kritik an Juden „Antisemitismus„, also Rassefeindlichkeit unterstellt wird. Viele Äußerungen von maßgeblichen israelischen Politkern legen nahe, daß der Politik gegenüber den Palästinesern rassischer Dünkel zugrundeliegt: Man wirft anderen vor, was man selber ist, in der Seelenforschung eine ebenso bekannte wie häufige Erscheinung. Wenn man sich selbst aber als stetes Opfer von Rassismus darstellen will, müssen die anderen selbstverständlich die Antisemiten sein (auch wenn diese selber Semiten sind) und dann man braucht sich weiter mit Kritik nicht auseinanderzusetzen. Dieses Spiel sollten wir nicht mitmachen, sondern Judenfeindlichkeit sagen, wenn Judenfeindlichkeit gemeint ist.

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