von Gerald Haertel
RASTAMAN Hans Söllner fällt durch das Raster des politisch-medialen Komplexes !
Im Gegensatz zu seinen bayrischen Künstlerkollegen, der Kabarettistin Monika Gruber oder dem patriotischen Rapper Chris Ares, galt Hans Söllner nie als umstritten, eher als fröhlicher, undogmatischer Anarchosänger. Sein Stil, stark bayrisch gefärbter Gesang mit Reggaemusik, fand sogar Gefallen bei identitär gesinnten Menschen wie bei mir. Bei manchen ‚woke‘ gesinnten geriet er allerdings immer häufiger in den neumodischen Verdacht der „kulturellen Aneignung“, zumal er für längere Zeit seine Haare als jamaikanische Dreadlocks trug. Immerhin war Bob Marley sein großes, musikalisches Vorbild. Ihn aber mit dogmatischen, marxistischen Liedermachern, wie etwa Degenhardt oder Süverkrüp, zu vergleichen, wie das manche Rechte tun, traf und trifft ihn inhaltlich nicht. Nur einmal biederte er sich dem linken Mainstream an, als er 1989 beim Aufkommen der Republikaner eine Suada gegen Franz Schönhuber („Der Huaba“) vom Stapel ließ. Zu dieser Zeit war er ein beliebtes Hätschelkind nicht nur der bayrischen links-woken Szene, aufgrund seines Sounds wurde er und seine Band, die „Bayaman Vibrations“ auch auf Reggeafestivals rumgereicht.
Aber ab 2020 kam das Unerwartete. Söllner erlaubte sich eine eigene Meinung und kritisierte die in der BRD gehandhabte Coronapolitik. Besonders die willkürlichen Lockdownmaßnahmen erzürnten ihn, auf Facebook rief er seine Fans dazu auf, die Ausgangsbeschränkungen zu ignorieren, sofern man Angehörige in Senioren- und Pflegeheimen besuchen wolle. Als er hierfür einen Bußgeldbescheid bekam, wegen, Achtung schönes Stasi-Deutsch, „des Verbreitens von Schriften zu einer mit Geldbuße bedrohten Handlung“, machte der 5-fache Familienvater Dampf. Er plädierte dafür, nur diejeningen sollten zuhause bleiben, die das Angstnarrativ der Regierung verinnerlicht hätten, alle anderen sollten bitte weiter, unmaskiert natürlich, an die frische Luft gehen. Ebenfalls betonte er, daß weder er sich noch seine vielköpfige Familie mit den damals bekannten „Impfstoffen“ vergiftet hätten.
Das war natürlich für das Establisment und einem Teil seiner Fans zuviel, die „Alpen Prawda“, auch als „Süddeutsche Zeitung“ bekannt, löckte als erstes den Stachel gegen ihn. Sie rückte ihn, plakativ und dumm wie immer, in die Ecke von Querdenkern, Schwurblern, Verschwörungstheoretikern, Coronaleugner und last but not least zu Rechstradikalen und Reichsbürgern. Auch seine Haarpracht und seine Begleitband wurden der „kultrurellen Aneignung“ bezichtigt, und man drohte indirekt mit Auftrittsverboten.
Söllner, der bis dahin als bekennender Rastafari nur mit der Forderung nach Freigabe von Marihuana den Behörden aufgefallen war, reagierte auf Facebook zurecht empört: „Denunzianten, SA, Stasi und Gleichschritt“ hätten in Deutschland wieder Einzug gehalten. Dieser Post wurde natürlich, wie heute auch, nicht als berechtigte Kritik aufgefasst, nein, sie führte dazu, daß man sein Label Trikont erstmals aufforderte, den Vertrag mit ihm zu kündigen, um ihn wirtschaftlich zu schaden.

Söllner, der 2020 in seiner Heimatgemeinde Bad Reichenhall für das Amt des Oberbürgermeisters kandidierte und, ungewöhnlich für eine ländlich-bäuerlich geprägte Gegend, auf Anhieb 8,4% Wählerzustimmung erhielt, scheint wohl, wie viele andere seiner Landsleute, noch kritischer und bissiger als bisher geworden zu sein, zumal er neben seiner künstlerischen Tätigkeit als Bauer arbeitet.
Im Februar diesen Jahres trat er im Tölzer Kurhaus auf, von dem ausverkauften Konzert wußte die Süddeutsche Zeitung folgendes Schröckliches zu berichten: „Am Samstag haben mehrere Leute sein Konzert im Tölzer Kurhaus vorzeitig verlassen, weil sie sich in einer AfD-Veranstaltung wähnten. Eine Studentin (!) hat sich nun schriftlich an die Presse und die Stadt gewandt: ‚Die Hetze, die ich im Kurhaus Bad Tölz erleben mußte, war für meine Begleiter und mich verstörend. Wir haben den Raum verlassen, noch bevor das erste Lied angestimmt wurde, weil wir diese menschenverachtenden Aussagen als Demokrat:innen (!) nicht dulden.‘“ (SZ 6.2.2024)
Was hat Söllner, der ja schon immer für seinen bayrischen, Gerhard Polt nicht unähnlichen, bissigen Humor bekannt war, nun böses von sich gegeben. U.a. soll er nach anders lautenden Presseberichten die antidemokratischen Maßnahmen der Bundesregierung gegen die Opposition, namentlich die AfD, kritisiert haben, und, oh Gott oh Gott, die staatlichen Anti-Rechts-Aufmärsche „ins Lächerliche gezogen“ und Ricarda Lang als „fette Sau“ tituliert haben. Letzteres ist vielleicht etwas unschön, aber Frau Weidel mußte sich ja auch schon als „Nazischlampe“ beleidigen lassen, und die mediale Welt fand das völlig in Ordnung. Und was laut „Süddeutscher“ besonders krass gewesen sein soll, die meisten der 400 Zuschauer hätten „gegröhlt“ und „geklatscht“. „Gröhlen“, das wissen wir ja nun alle, machen ja nur „Rechtsradikale“, und schon wissen wir als BRD-indoktrinierte Bürger, in welche Richtung das nun begonnene Framing gehen soll.
Zum Abschluß sei noch erwähnt, daß das linke Plattenlabel Trikont dem „zivilgesellschaftlichen“ Druck nicht standgehalten hat und den Vertrag mit dem inzwischen „umstrittenen“ Söllner gekündigt hat, obwohl dieser mit Abstand der umsatzstärkste Künstler in jenem Hause gewesen war. 21 Alben, 4 DVDs und etliche Singleauskopplungen hatte er dort veröffentlicht, nun sind sie im Handel nicht mehr erhältlich, nur auf seinen Konzerten kann er sie noch selber verkaufen. In Bayern und angrenzenden Gebieten gab es mit Sicherheit bis zum heutigen Tag kein Tonträgergeschäft, das kein eigenes „Hans Söllner-Fach“ in der Warenauslage hatte, dazu hatte der Mann im Südosten der (einstigen) Republik einen zu hohen Kultstatus.
Die Trikont-Chefin, eine gewisse Eva-Maria Holmes, begründete den Rauswurf ihres „Megastars“ mit folgender BRD-Plattitüde: „Sein Vergleich mit dem 3. Reich entbehrt jeder Grundlage und verharmlost den Terror der Nazis in unerträglicher Weise“. Seinen ebenfalls gezogenen Vergleich mit der DDR ließ sie als gesichert linksradikale Dame natürlich unter den Tisch fallen.
Übrigens, nach dem besagten und medial skandalisierten Bad Tölz-Konzert gab Söllner seinen Besuchern folgenden Rat mit auf den Weg: „Du kannst alles tun, was Du willst, bleib aber dabei bei Dir und zwing mich nicht dazu, daß ich mitmach!“

Gerald Haertel
Gerald Haertel ist 64 Jahre alt, gelernter Verlagsbuchhändler, war 33 Jahre in der Musikbranche tätig, u.a. bei den Firmen Ariola und Virgin-Records sowie bei Indigo Musikvertrieb in Hamburg. Lebt in Süddeutschland.




Super Artikel! Ich war immer ein Fan seiner Musik, neben den Böhsen Onkelz und anderen Gruppen, die ich hier nicht nenne, war das der Sound meiner Jugend.
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