von Werner Olles
Zeitschriftenkritik: CATO – „Deutschland hatte die Wahl“
„Deutschland hatte die Wahl“ lautet das Titelthema der aktuellen Ausgabe (Nr. 6, Oktober/November 2021) von CATO, dem „Magazin für Neue Sachlichkeit“. Tatsächlich fällt es vielen Lesern vermutlich schwer, angesichts der Wahlergebnisse immer „sachlich“ zu bleiben, doch erkennt Thorsten Hinz in seinem Beitrag „Ein Zug ins Blaue“ richtig, daß die schlechte Lage der Nation nicht allein Merkel zuzuschreiben ist: „Die seit sechzehn Jahren amtierende Kanzlerin (hat) nur Tendenzen aufgegriffen und exekutiert, die in der Geschichte der Bundesrepublik seit je angelegt waren. Kräfte, die den weiteren Niedergang aufhalten könnten, sind auch nach der Bundestagswahl nicht zu erkennen.“ Das deckt sich wiederum mit der Einschätzung des CATO-Chefredakteurs Andreas Lombard: „ …möglichst keiner sollte merken, daß es um echte Richtungsentscheidungen schon gar nicht mehr ging. Jene Oppositionspartei, die diesen Namen verdient, (ob man sie mag oder nicht), wurde weit im Vorfeld aus dem „Verfassungsbogen“ und damit von jeglicher Aussicht auf Regierungsbeteiligung ausgeschlossen – ein Sachverhalt, der sonst als Kennzeichen demokratiefeindlicher Staaten gilt. Wer hierzulande wirklich oppositionelle Positionen vertritt, egal bei welchem Thema, wird umgehend zum Paria degradiert.“
Bruno Bandulet befaßt sich eingehend mit dem „monumentalen Staatsversagen“ und der Diskursverweigerung in Sachen „Klimaneutralität“, dem Euro, der Enteignung der Sparer, der europäischen Schuldenunion mit Deutschland als Zahlmeister und der Außen- und Sicherheitspolitik. Themen ,die im Wahlkampf nicht vorkamen, stattdessen gab es einen „Hang zur Gleichschaltung“, eine politische Justiz in Karlsruhe, die unbewiesene Behauptungen von Lobbyorganisationen wie Greenpeace und der umstrittenen und berüchtigten sogenannten „Deutschen Umwelthilfe“ und angeblich klimageschädigten Aktivisten aus Nepal und Bangladesch kurzerhand in den Grundgesetzartikel 20a integrierte, womit der Staat nun zum „Klimaschutz“ und zur „Klimaneutralität“ verpflichtet ist. Die Öffentlichkeit wurde von dem Verfahren ebenso ausgeschlossen wie unabhängige Sachverständige. Die geschätzten Kosten für das aus dem Wahlprogramm abgeschriebene „Projekt“ betragen locker 2.000 Milliarden Euro zum Zweck einer unerreichbaren „Klimaneutralität“. Ein größerer „Ausfluß von Weltfremdheit“ ist in der Tat nur schwer vorstellbar, angesichts des allgemeinen Staatsversagens, der unausrottbaren Torheit und dem unübersehbaren Qualitätsschwund der herrschenden Klasse auch nicht überraschend.
Über die perfiden Schikanen und erpresserischen Methoden der EU-Kommission gegen Polen zugunsten der familienfeindlichen LGTBIQ-Idologie und einem ideologisch manipulierten Verständnis sogenannter „Menschenrechte“ berichtet David Engels in seinem „Brief aus Warschau“. Er hat die berechtigte Sorge, daß es Brüssel gelingen könnte, das vom Covid-Lockdown geschwächte Polen zum Sturz seiner Regierung zu bewegen und Donald Tusk erneut als „Statthalter der linken Eliten“ einzusetzen. Thomas Fasbender erklärt in „Der Mann des Staates“ den Aufstieg und Erfolg Putins und dessen verständliche Abwendung vom Westen, da dieser nichts unterlasse Rußland zu demütigen und zu provozieren.
Hervorzuheben ist Andreas Lombards Essay „Herr Sibelius ist Mutter geworden“ über die fatalen Änderungen des Adoptions- und Familienrechts zugunsten kinderloser Erwachsener und primär der Kinderwünsche Homosexueller. In einer selten gewordenen Dichtigkeit schildert er schlüssig die „bedenkliche Verwirrung“, die ideologisch unterstützt nicht nur das Naturrecht außer Kraft setzt, sondern im Rahmen einer unsinnigen Gleichstellungspolitik Unvereinbares, nämlich Homosexualität und Elternschaft, mit allen Mitteln realisieren will. Zwar handele es sich numerisch um ein belangloses Anliegen, doch sei die Adoption im Falle von Homosexuellen ein „verblüffend gut gewählter Angriffspunkt.“ Um das Kindeswohl gehe es bei der „medial befeuerten Verwirklichung abstrakter Gleichheitsideen“ schon lange nicht mehr. Lombard bricht jedoch nicht nur eine Lanze für die Konversionstherapie, er spricht auch offen von der „Umwandlung des Menschen in eine Handelsware, die man planen und manipulieren kann“ und einem „Türöffner“, um die gravierenden ethischen Bedenken zu umgehen, die der Entwicklung eines milliardenschweren biotechnischen Marktes im Wege stehen.“ Die Linke agiere hier einmal mehr de facto als Handlanger derer, die einen der letzten kostenlosen Lebensvollzüge des Menschen in eine kostenpflichtige Dienstleistung verwandelten.
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Kontakt: CATO-Verlag. Fasanenstr. 4, 10623 Berlin. Einzelheft 14,50 Euro, Jahresabo 76 Euro. http://www.cato-magazin.de