Zeitschriftenkritik: Tumult

von Werner Olles

Zeitschriftenkritik: Tumult

In seinem Vorwort zur Sommer-Ausgabe 2024 von „Tumult“, der „Vierteljahresschrift für Konsensstörung“ beschreibt Chefredakteur Carsten Germis die „Ökonomische Realitätsfinsternis“ der „gnostischen linksliberalen und ökosozialdemokratischen Zeitgeistpolitiker, die in Deutschland die Politik bestimmen“. Zu ihrem Programm gehöre Realitätsverweigerung und das Gefühl historische Avantgarde zu sein. Während Mittelständler unter der Last der Auflagen, der Bürokratie und der Abgaben ächzen, ganze Industriezweige abwandern und Handwerkbetriebe keine Lehrlinge finden, die industrielle Basis also rasant bröckelt, halte die herrschende Politikerkaste, umgeben von gefälligen Claqueuren, ihre eigenen Potemkin´schen Dörfer für Wirklichkeit. Pathologisch durchdrungen vom Traum eines „grünen Booms“ werden rationale Diskussion und Widerspruch nicht mehr zugelassen. Habecks Euphorie über Deutschlands Erreichen seiner Klimaziele, die er mit „seinen Groupies bei ARD und ZDF“ teile, blende jedoch geflissentlich aus, daß dies nur durch Deindustrialisierung und wachsende Stromexporte aus dem Ausland gelungen sei. Doch unter der Oberfläche gäre es, da langsam ins Bewußtsein rücke, daß Deutschland auf direktem Weg in eine Wirtschafts- und Schuldenkrise rutsche. Auch aus diesem Grund erweiterten Innenministerium, Justiz und Inlandsgeheimdienst die Sprech- und Denkverbote unter dem Vorwand einer „Delegitimierung des Staates“. Die herrschende Klasse wittere den Zerfall.

Der polnische Germanist und Publizist Thomas Gabis plädiert in seinem Beitrag für eine „Europäische Konföderation“, da Europa vor der Spenglerschen Prophezeiung eines fellachisierten Abendlandes stehe, das, verschüttet in geschichtsloser Leere, von Massen aus anderen Kontinenten eingewanderten Menschen bevölkert werde. Die Einheit Europas müsse jedoch nach dem Untergang der Europäischen Union bewahrt werden, und zwar in neuer Form: durch die Gründung einer Europäischen Konföderation, deren Wahlspruch laute: Europe first“. Die „neuen Ghibellinen“ sollten bereits heute darüber nachdenken, auf welchen metapolitischen, ideellen, geo- und psychopolitischen Fundamenten sie beruhen wird. Die ständig wiederholte Phrase von der „Weltoffenheit Europas“ verdecke den Fakt, daß diese sich inzwischen längst gegen Europa gewendet habe und unseren Kontinent enteuropäisiere. Daher bedürfe es eines geistigen Isolationismus, einer Konzentration auf Geschichte, Kultur und Traditionen der autochthonen Europäer, der Beendigung jeglicher „Entwicklungspolitik“, einer Europäischen Bewegung zur Rehabilitierung und Normalisierung des Vornamens Adolf und zur Beendigung der Feierlichkeiten anläßlich des Ausbruchs und der Beendigung des Ersten und Zweiten Weltkriegs.

Der Orientalist Tilman Nagel geht in dem Essay „Selbstmord aus Angst vor dem Tod“ auf die verfehlten und illusorischen Annäherungsversuche von Konservativen und Neuen Rechten auf den Islam ein. So hätten die Autoren Simon Kießling und Frederic Höfer angesichts der nach Europa einströmenden kulturfremden Massen die von David Engels vorgeschlagene Rückbesinnung auf die Kernbereiche der abendländischen Kultur und Lebensweise ebenso wie eine Gegenrevolution oder Remigration in deren Ursprungsländer kurzerhand für „aussichtslos“ erklärt. Stattdessen plädierten sie für die Suche nach einem „neuen Volk“ beziehungsweise für einen „Kurswechsel“ und behaupteten – sich auf Thor von Waldstein berufend -, der Islam sei keineswegs religiöser Natur, sondern vorwiegend politisch geprägt. Nagel erteilt derlei Gedankenspielchen eine klare Absage und kritisiert das Unterschlagen etlicher Topoi seriöser Islamkritik, das übliche Beschönigen der über Jahrhunderte währenden islamischen Eroberungszüge inklusive der Unterwerfung der christlichen Bevölkerung, das schariatische Unterdrückungsinstrument, den universellen Geltungsanspruch des Islam, die Feindseligkeit gegen Anders- und Ungläubige, die bereits in den Texten des islamischen Kultus zum Ausdruck kommt und die kranke Beziehung zur Frau. Die verlogene Entschuldigung, all dies habe nichts mit dem Islam zu tun, läßt der Verfasser zu Recht nicht gelten und beharrt darauf, konservativ sein und handeln bedeute nicht aus Furcht vor dem Tod Selbstmord zu begehen und vor dem Zeitgeist die Segel zu streichen, sondern offensiv und mutig für eine freiheitliche Daseinsordnung zu kämpfen, auch wenn Nancy Faeser und Verfassungsschutzchef Haldenwang darüber die Stirn runzeln sollten.

Weitere Beiträge befassen sich mit der Cancel Culture als „Absolutismus der Gegenwart“ (Peter J. Brenner), Georg Simmels „Europa und Amerika“, Kant als „Vordenker des deutschen Untertanengeistes“ (Norbert Müller), „Rassistischer Sexismus von links“ (Anna Nguyen), „Ungleiche Innigkeit“ (Philipp Ammon) und „Über das Keifen“ (Rainer Paris).

Kontakt: Freunde der Vierteljahresschrift TUMULT e.V. c/o Frank Böckelmann, Nürbergerstr. 32, 01187 Dresden. Einzelheft 12 Euro, Jahresabo 43 Euro.

http://www.tumult-magazine.net

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Werner Olles

Werner Olles

Werner Olles, Jahrgang 1942, war bis Anfang der 1980er Jahre in verschiedenen Organisationen der Neuen Linken (SDS, Rote Panther, Jusos) politisch aktiv. Nach grundsätzlichen Differenzen mit der Linken Konversion zum Konservativismus und traditionalistischen Katholizismus sowie rege publizistische Tätigkeit in Zeitungen und Zeitschriften dieses Spektrums. Bis zu seiner Pensionierung Angestellter in der Bibliothek einer Fachhochschule, seither freier Publizist.

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