von Rocco Burggraf
Zu spät? Von lernresistenten, linksdominierten Qualitätsmedien und der Eskalation des Kulturkampfes
Hunderte Millionen Menschen weltweit dürften inzwischen die zerfetzten Halsschlagadern von Iryna Zarutska und Charlie Kirk im Bewegtbild gesehen haben. Beides Morde mit Symbolcharakter. Beide – das Zufallsopfer Zarutska und das alles andere als zufällig ausgewählte Opfer Kirk – stehen exemplarisch für die seit langem befürchtete Eskalation eines im Westen tobenden Kulturkampfes.
Menschen reagieren auf die „Vorfälle“ sehr verschieden. Nicht wenige Frauen etwa formieren sich in sozialen Netzwerken nun zu einer Art irrationalem Bildersturm, der nicht etwa fordert, endlich die strukturellen Ursachen solcher Gewalt offenzulegen und politisch zu bekämpfen, sondern vor allem, „soetwas nicht sehen zu müssen“. Sie liegen damit, aus welchen Motiven auch immer, zumindest im Fall Zarutska völlig auf einer Linie mit der noch immer linksdominierten Medienindustrie, die offenbar befürchtete, hier in der verkaufsträchtigen Erzählung vom Alltagsrassismus weißer Männer gegen ausgelieferte schwarze Opfer endgültig die Deutungshoheit zu verlieren und deshalb den „Vorfall“ koordiniert auszublenden versuchte. Tagelang kein Wort. „Hier gibt es nichts, vor allem kein Muster zu sehen, gehen Sie weiter!“ Die geforderte Deeskalation der Bilder mag in friedlichen Zeiten beruhigend auf die Psyche wirken, in der aktuellen Lage wirkt sie eher wie ein schlecht sitzender Deckel auf dem Schnellkochtopf.
Männer wiederum fühlen tief im Inneren angesichts solcher Ereignisse regelmässig eine Art Initialzündung. Man ist gerufen, sich im Lagerkampf nachdrücklich zu positionieren. Betroffen. Zynisch. Wütend. Es wird verstärkt zu den Waffen gegriffen. Vorerst verbal, aber der Bürgerkrieg tobt schon verdächtig lange im Netz. Der digitale Schnellkochtopf kann jederzeit explodieren und als enorme Druckwelle in der Realität landen. Es bedarf hierfür nur der weiter praktizierten Arroganz der Deutungseliten und ihrer Follower. Auf linker Seite reichen die grotesken Reaktionen von den üblichen pawlowschen Warnungen vor der „Instrumentalisierung von Rechts“ bis hin zu Spendenaufrufen für den schlitzenden polizeibekannten Serienstraftäter Brown, um diesem eine möglichst „faire Behandlung“ durch die „weiße Mehrheitsgesellschaft“ zu sichern. Solche Geistesverrenkungen sind ein Angriff auf jede menschliche Vernunft.
Der Tod von Charlie Kirk auf offener Bühne allerdings, dem vor laufenden Kameras, vor seiner Frau und seinen beiden kleinen Kindern die Halswirbelsäule regelrecht weggeschossen wurde, ist weder auszublenden noch zu „instrumentalisieren“. Er selbst ist das Instrument. Die Sichtbarkeit, die Unausweichlichkeit war ganz offensichtlich Bestandteil der Inszenierung. Es handelt sich hier um die live übertragene Bestrafung eines konservativen „Gedankenverbrechers“ durch den gottgleichen Herrscher über Leben und Tod. Ein sehr wahrscheinlich linkes Fanal der „Gerechtigkeit“.
Eines, das die globale urbane Gemeinde sogleich im Netz höhnisch feiert, so wie die geistesverwandten Hamas-Fans die bestialischen Verbrechen des 07. Oktober auf den Straßen. Es hätte da „den Richtigen“ getroffen ist gleich dutzendfach zu lesen. Wer’s nicht glaubt, lese für ein paar Minuten die Kommentarstränge bei SPIEGEL-Online oder auf TikTok. Zigtausende Gutmenschen entpuppen sich dort völlig unmissverständlich als Soziopathen. Nicht wenige auf Seiten einer bisher stillen Mehrheit wiederum verstehen genau das als offensichtlichen Angriff auf die bürgerliche Gesellschaft. Jedenfalls fällt es schwer, im perversen Jubilieren keine solche Kriegserklärung zu sehen.
Von Linken auf „Rechte“ geschossen wird in Deutschland noch nicht. Man verprügelt sie hier und da. Mit Hämmern beipielsweise. Ab und zu verwandeln linke Einsatztruppen nach US-Vorbild das eine oder andere Stadtviertel in eine Trümmerwüste, liefern sich nächtliche Straßenschlachten mit der Polizei, zerstören für Zigtausende die „kapitalistische“ Energieversorgung, fackeln Polizeifahrzeuge der „Bastards“ ab, entscheiden als mit Regierungsgeld ausgestattetes nichtregierendes Verschönerungs-Hilfswerk darüber, wo Regierungskritik und Meinungsaustausch noch stattfinden können oder auch, wer ungestraft welche Transportmittel benutzen darf. Lebensunterhalt und Unterhaltungswert für die aktivistischen Kleingeister sind sicher. Die eingehaltene Maskenpflicht anstelle des Vermummungsverbots macht‘s möglich. Da sind mehr als nur 540 unbeantwortete Fragen.
Worauf steuern wir da zu? Die heiligen linken Erziehungsanstalten des Westens, in denen sich die ehemaligen Irgend-was-mit-Medien-studiert-habenden Wohlstandszöglinge breit gemacht haben, zeigen sich lernresistent. Qualitätsmedien, Technokratie, Parteienstaat bilden einvernehmlich nach wie vor nicht die Realität ab, sondern eine penetrant surreale Phantasiewelt: Einen Alltag, der statistisch sicherer wird, aber von einer riesigen Welle rechter Gewalt bedroht ist. Einen Sozialstaat, in dem nicht etwa Einwanderer sondern Deutsche gefordert sind, Millionen arbeitsunwilliger Leistungsempfänger gefälligst „in Arbeit zu bringen“. Einen Rechtsstaat, der Demokratie, Grundrechte und Meinungsfreiheit schützt, auch wenn er Gesinnungen und Majestätsbeleidigungen drakonisch bestraft, bürgerliche Rechte entzieht, Verfassungsgrundsätze missachtet, einer systematischen Entmachtung des Souveräns tatenlos zusieht und künftig sogar zuvor installierten Verfassungsrichtern die politische Richtlinienkompetenz übertragen will. Einen Staat, in dem importierten Schwerverbrechern inzwischen fast stündlich zuerst der Mantel des Schweigens umgehängt und kurz darauf der Universal-Persilschein einer angeblichen psychischen Erkrankung ausgestellt wird.
Dass diese Grotesken nicht mehr unwidersprochen bleiben, versetzt die Profiteure des Apparats in Panik. Man stellt nun auch dort fest, dass sich die Welt, das Land, die Informationsverbreitung verändert haben, aber man ist offensichtlich nicht mehr in der Lage umzusteuern. Das Reagieren haben die Beamtenseelen und Befehlsempfänger mit den vielen Scheren, Tabus und Kontaktschuldängsten im Kopf verlernt. Es fehlen die intellektuelle Ausstattung, die Freiheit des Denkens, die Unabhängigkeit, der Mut. Kennt man im Osten. Die, die zu spät kommen, bestraft irgendwann das Leben.
Bildquelle: Charlie Kirk / Urheber: Gage Skidmore from Surprise, AZ, United States of America

Ich wohne in Dresden, bin parteilos, Familienvater, hauptberuflich freier Architekt und nebenberuflich inzwischen auch kritischer Publizist in sozialen Netzwerken. Meine politische Orientierung würde ich in erster Linie als freiheitlich bezeichnen. Kontaminierte Einordnungen nach links oder rechts, sozial oder wertkonservativ sind für mich uninteressant, weil von Fall zu Fall verschieden.
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