Nicht im Stich gelassen – sondern zur Eigenverantwortung ermutigt: Was JD Vance Europa wirklich sagt

von Andreas Schnebel

Nicht im Stich gelassen – sondern zur Eigenverantwortung ermutigt: Was JD Vance Europa wirklich sagt

„Europa ist keine Priorität mehr“, titeln europäische Medien. „Trump lässt uns im Stich.“ Doch diese Schlagzeilen treffen nicht den Kern der Botschaft, die aus Washington kommt. Wer die Worte von US-Vizepräsident JD Vance genau liest, erkennt keine Abwendung – sondern eine eindringliche Mahnung: Europa soll endlich aufwachen, sich emanzipieren und Verantwortung für die eigene Zukunft übernehmen.

Die Vorstellung, dass Amerika unter Trump Europa den Rücken kehrt, ist bequem – aber irreführend. Sie lenkt davon ab, dass Vance in Wahrheit eine unbequeme Wahrheit ausspricht: Europa hat sich in sicherheitspolitischer, migrationspolitischer und wirtschaftlicher Hinsicht viel zu lange auf die USA verlassen – und dabei die eigenen Bürger vergessen.

„Ich liebe Europa“ – und genau deshalb sage ich die Wahrheit

JD Vance beginnt seine Aussagen mit einem klaren Bekenntnis: „Ich liebe Europa.“ Doch seine Liebe äußert sich nicht in Schönwetterreden, sondern in klaren Worten. Er erinnert daran, dass die amerikanische Kultur tief in der europäischen verwurzelt ist – in Philosophie, Theologie und Migration. Aber er stellt ebenso klar: „Die Realität ist – und das klingt hart, ist aber wahr – dass die gesamte Sicherheitsarchitektur Europas, solange ich lebe, von den Vereinigten Staaten subventioniert wird.“

Das ist keine Drohung, sondern eine Diagnose. Wer das als „Im-Stich-Lassen“ versteht, verkennt, dass es vielmehr ein Aufruf zur Selbstermächtigung ist. Vance kritisiert nicht Europa als solches – sondern die Entmündigung der Bürger durch ihre eigenen Regierungen.

Wenn Regierungen gegen ihre Völker regieren

Vance spricht das aus, was Millionen Europäer empfinden: „Die europäische Bevölkerung ruft nach vernünftigeren wirtschaftlichen und migrationspolitischen Entscheidungen – doch die Regierungen liefern das genaue Gegenteil.“ Das sei nicht nur frustrierend, sondern gefährlich: „Das gesamte demokratische Projekt des Westens zerfällt, wenn die Leute immer wieder weniger Migration fordern – und dafür mit noch mehr Migration ‚belohnt‘ werden.“

In diesen Worten steckt kein Rückzug Amerikas, sondern eine Solidarität mit den europäischen Völkern. Vance schlägt sich nicht auf die Seite der Eliten, sondern stellt sich an die Seite der Bürger.

Souveränität bedeutet nicht Isolation, sondern Stärke

Die Botschaft ist klar: Wer frei sein will, muss bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. Europa kann und soll ein starker Partner sein – aber auf Augenhöhe, nicht in Abhängigkeit. Vance nennt als Vorbilder jene Europäer, die sich einst dem Irakkrieg widersetzten, und erinnert an Charles de Gaulle, der zugleich Freund Amerikas und Verfechter europäischer Eigenständigkeit war.

„Ich will nicht, dass die Europäer einfach nur das tun, was die Amerikaner ihnen sagen. Das liegt weder in ihrem Interesse noch in unserem“, sagt Vance. Das ist das Gegenteil von Dominanz – es ist ein Appell zur Mündigkeit.

Nicht Verachtung, sondern Vertrauen

Wenn europäische Medien titeln, dass Trump Europa aufgegeben habe, dann ist das ein Zeichen dafür, dass man lieber im Opfermodus verharrt, als sich dem eigenen Versagen zu stellen. Vance verlangt nichts Unzumutbares – er verlangt das Selbstverständlichste: dass europäische Staaten ihre Bürger ernst nehmen, ihre Streitkräfte ertüchtigen, ihre Wirtschaftsbeziehungen fair gestalten und die Hoheit über Migration zurückgewinnen.

Dass er dabei unbequeme Wahrheiten ausspricht, ist kein Zeichen von Gleichgültigkeit, sondern von Respekt.

Fazit: Die USA kehren Europa nicht den Rücken – sie treten ihm sanft in den Hintern

JD Vance sagt Europa nicht: „Wir sind weg.“ Er sagt: „Jetzt seid ihr dran.“ Wer das als Affront empfindet, hat sich zu lange an fremde Verantwortung gewöhnt. Die Botschaft aus Washington lautet: Wir stehen an eurer Seite – aber nur, wenn ihr bereit seid, selbst aufzustehen.

Und genau das wäre ein Neuanfang. Kein Rückzug. Sondern ein Schritt in die Freiheit.

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