von Roman Wachter
Konservativer Stil und die Ästhetik der Düfte
Ein Stil sagt mehr als tausend Worte, er komprimiert bestenfalls das Wesen eines Mannes auf seine Quintessenz. Es ist für den konservativen Mann daher elementar, ein Zeichen zu setzen und seine «Reviere zu markieren». Nicht auf gewalttätige und penetrante Weise, sondern durch die Verfeinerung des Geschmacks, die bestenfalls ansteckend wirkt und ein ästhetisches Klima schafft, in dem es sich für uns zu leben lohnt.
Bereits Friedrich Nietzsche wusste das, der laut seinen Studenten seine Flakons unter den Hörern zirkulieren zu lassen pflegte, um deren Urteil über seine neuen Parfums zu hören. Diese Haltung ist nicht trivial oder oberflächlich, sofern man die Oberfläche als etwas sieht, das einer gehörigen Portion Tiefe bedarf, um wirken zu können. Oberflächlich bedeutet, dass hinter dem Schein nichts zu finden ist ausser Eitelkeit. Stil bedeutet, dass dieser Schein eine Warnung ist, die gesellschaftliche Distanzen, ja vielleicht sogar Hierarchien schafft. Die eigene Mode setzt sich aus tausenderlei Facetten des Menschen zusammen – nicht der Mensch aus der Mode. Was wir heute erleben, ist hingegen eine Vermassung des Geschmacks nach unten, die dazu führt, dass Stilbewusstsein ausschliesslich den Gesetzen des Marktes unterworfen ist. Eines Marktes, der suggeriert, dass Stil käuflich und jedes Markenprodukt mit Qualität verbunden sei. Johnny Depp bewirbt ein Parfum und man kann sich sicher sein, dass morgen das ganze Strassenbahnabteil danach riecht. Es ist schwer, hier seine Identität zu finden, zumal das Angebot mit jedem Jahr dergestalt weiter wächst, dass auch nur ein bruchstückhafter Überblick sich immer unmöglicher gestaltet.

Was tun? Das Entscheidende ist, Duftstoffe zu separieren und seine Farbpalette zu finden, hernach seine persönlichen Favoriten auszuklammern und anhand dieser Einzelteile sein Nischenprodukt zu finden. Nische bedeutet nicht, dass etwas ausgefallen ist, sondern dass die Reichweite geringer und damit Seltenheit und Originalität verbunden ist. Denn machen wir uns nichts vor – wir wollen nicht duften oder wirken wie der Nachbar oder der Kellner. Um von schlimmeren Vergleichen abzusehen. Wir wollen unseren Charakter unterstreichen. Stil fängt im Kleinen an. Dazu ist entscheidend, dass man weiss, wer man ist. Wir leben in Zeiten der Beliebigkeit und des erstbesten Angebots. Aber Stil bedarf der Zeit und der Abgrenzung. Anstatt bei Hilfiger oder Boss einzukaufen, lohnt sich der Blick auf die Nische, auch hinsichtlich der deutschen Mode- und Parfumindustrie, die ihrerseits Ausblicke bietet, die zuversichtlich stimmen. Doch den Anfang bilden zwangsläufig bekanntere Produkte, die ein erstes Herantasten an einen möglichen konservativen Stil erlauben. Zu einem Konservativen gehört die Bereitschaft, sich selbst zu veredeln und Beispiele zu setzen. Sei es hinsichtlich seiner Bildung oder eben seiner gesellschaftlichen Visitenkarte, aufgrund derer man sich ein erstes Urteil bildet. Es gibt nichts Schlimmeres als stillose Rechte, die ihre eigenen ästhetischen Ansprüche an sich selbst vernachlässigen und sie durch ihr eigenes Erscheinungsbild verraten.
Anbei sei ein erster Schritt empfohlen, der starke Akzente setzt. Nämlich der Klassiker von Chanel: Egoiste. Man kann Chanel sehr dankbar dafür sein, dass sie beinahe als einzige Marke ihren Klassikern treu bleibt und sie weiterhin vertreibt. Wer diesen Duft aufträgt, geht einen unzeitgemäßen Weg abseits von Kaugummi und femininer Süßlichkeit, der heute unter Jungen allgegenwärtig ist, und begibt sich auf erfrischend zeitloses und reifes Terrain, jenseits des Mainstreams. Dieser Duft bildet den Anfang einer olfaktorischen Reise zurück (vielleicht sogar voran?) in die Zeit, als medial gesehen Schwarzenegger, Stallone und Willis das beworbene Bild von Männlichkeit prägten. Daher, liebe junge Konservative: Seid bereit, euch auch modisch abzugrenzen ohne altbacken zu wirken. Seid Beispiele, die im Gedächtnis bleiben. Danach kommt die Nische und die Unverwechselbarkeit, die für einen rechtskonservativen ästhetischen Anspruch unerlässlich sind und nicht von „weibischer Eitelkeit“ zeugen, sondern von maskuliner Selbstkontrolle und Esprit.
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